Auf diese schöne Neuerscheinung aus dem Insel Verlag passt die Feststellung „es liegt im Auge des Betrachters“…
Jahrhundertlang werden Lebensentwürfe ignoriert, weil sie einfach unvorstellbar waren. Allein die Tatsache, dass die Literaturwissenschaftlerin Angela Steidele eine solche Fülle von Quellen über das Leben von Adele Schopenhauer und Sibylle Mertens gefunden hat, spricht Bände über die Subjektivität jeder Erkenntnis, Geschichtsschreibung u.v.m. Frauenbeziehungen zuhauf treten da „plötzlich“ zutage und es machte mir, unter diesem Blickwinkel viel Spaß mal wieder in die Welt des 19. Jahrhundert einzutauchen.
Und es bieten sich wirklich viele Anknüpfungspunkte: Goethe und seine Nachkommen, Johanna Schopenhauer, die Mutter der Hauptperson Adele, Arthur Schopenhauer, ihr Bruder, der ein unerträglicher Mann gewesen sein muss, die Droste, schöne adelige Italienerinnen. Vor allem aber eine Frauenbeziehung, die, wenn auch mit Trennungen, ein Leben lang gehalten hat.
Sibylle Mertens, war eine verdienstvolle Altertumsforscherin, Mäzenin, Komponistin u.v.m. Sie hat eigentlich in allen Städten, in denen sie gelebt hat, einen Salon betrieben, in dem alle von Rang und Namen und die interessanten Menschen des Zeitalters verkehrt zu haben scheinen.
Eine unbedingtes Leseempfehlung, nicht nur für Frauenbewegte.