„Sei, wer du bist“ – so lautet schon der ganze Text, den man auf der Rückseite dieses Kinderbuchs finden kann.
Sei, wer du bist – das ist gar nicht so einfach, jedenfalls nicht für George, die Heldin dieses Buches. George, die elf ist und ihre Mädchenzeitschriften in einer Tasche hinten im Schrank verstecken muss. George, die für das Schultheaterstück „Wilbur und Charlotte“ für die Rolle der Charlotte vorspricht, aber ihre Lehrerin hält es für einen schlechten Scherz und wird wütend. George, die von Rick und Jeff dauernd gepiesackt wird. George, die als Junge geboren wurde, aber ganz genau weiß, dass sie eigentlich ein Mädchen ist. Nur – wie soll sie das allen anderen erklären? Dem großen Bruder, der Lehrerin, der besten Freundin, den Kindern in der Klasse – und vor allem ihrer Mutter, die das eigentlich gar nicht hören will.
„George“ ist ein zutiefst warmherziges, einfühlsames Buch über ein transgender Kind, das verzweifelt versucht, die Person sein zu dürfen, die es eigentlich ist.
Dabei geht es gar nicht um Sexualität, sondern nur um Identität. Dabei gelingt es Alex Gino hervorragend, das Leid und den Kummer von George darzustellen, die jedes Mal, wenn sie als „er“ oder „Junge“ oder „kleiner Mann“, am liebsten heulen möchte vor Unglück.
Dabei ist ein sehr starkes Buch – die Erwachsenen sind nicht perfekt, nicht verständnisvoll und fürsorglich – jedenfalls nicht von Anfang an. Die Kinder sind es teilweise auch nicht.
Mir liegt dieses Buch so sehr am Herzen, weil es Kindern zeigt, welche Wege einem offen stehen, um man selbst zu sein; und gleichzeitig führt es uns Erwachsenen vor Augen, wie sich Kinder fühlen, die auf die eine oder andere Art nicht „in die Norm“ passen. Großartig, wichtig und sehr sehr schön!