Ein Krimi um die Illuminaten in Bayern? Ich war zunächst skeptisch, aber die Leseprobe klang vielversprechend und ich dachte mir, warum nicht mal ein Krimi ganz abseits dessen, was mir sonst so über den Weg läuft! Und so bedanke ich mich beim Allitera Verlag für das Rezensionsexemplar.

Im Mittelpunkt des Romans steht der Witwer Enrico Farancobaldi, der 1787 aus Wien ins fränkische Fürstbistum Eichstätt kommt. Eigentlich soll er dort das Schulwesen aufbauen, aber zu seiner Überraschung wird er vom Landesherren erst einmal mit der Auflärung eines mysteriösen Todesfalls beauftragt: Auf dem Friedhof von Greding wurde ein Toter gefunden, erstochen. Francobaldi soll herausfinden, wer er ist und warum er umgebracht wurde. Unterstützung bekommt er von Adam, dem Sohn einer Eichstätter Witwe. Francobaldi findet bei dem Toten das Manuskript, aus dem er schliesst, dass dieser mit der Übersetzung des in Deutschland verbotenen Romans Émile von Jean Jacques Rousseau beschäftigt war.  Auch sein Kollege, mit er gemeinsam beginnt, das Schulwesen in Eichstätt zu modernisieren, hat scheinbar etwas zu verbergen. Die Spuren führen zum Geheimbund der Illuminaten und er scheint mit seinen Nachforschungen dem Mörder zu nahe zu kommen, denn eines Tages wird ein Anschlag auf ihn verübt…..

Ich habe das Buch ausgesprochen gerne gelesen. Es ist natürlich kein Kriminalroman, wie er in der heutigen Zeit spielen würde! Francobaldi ist kein erfahrerer Detektiv, moderne Methoden, die die Täter:innen in heutigen Kriminalromanen überführen, gab es damals auch noch nicht. Er ist auf seinen Instinkt und seine Beobachtungen angewiesen, um so langsam die einzelnen Puzzleteile zusammenzusetzen. Und eine Handlung im 18. Jahrhundert entwickelt sich auch deutlich langsamer als eine in unserer Zeit. So dauert schon die Fahrt von Eichstätt ins knapp 30 km entfernte Greding in einer, wenn auch bequemen, Reisekutsche mehrere Stunden. Wichtige Informationen werden per Brief verschickt und die können schon auch einmal ein paar Wochen unterwegs sein. Doch auch wenn die Handlung langsam voranschreitet, entwickelt der Krimi seine ganz eigene Spannung, die mich „dranbleiben“ liess.

Dazu ist der historische Hintergrund sorgfältig recherchiert und entführte mich in eine Zeit, in der der Gedanke der Freiheit begann, sich in Europa zu verbreiten. Der Illuminatenorden hatte es sich zum Ziel gesetzt, die Herrschaft von Menschen über Menschen zu überflüssig zu machen und sah vor allem Aufklärung und Bildung als Mittel dazu. Die Bayrische Obrigkeit verbot den Orden 1787, weil sie in den Ideen von Aufklärung und Freiheit, für die der Orden stand, eine Gefahr für die gesellschaftliche Ordnung sah. In dieser gefährlichen Gemengelage bewegen sich Francobaldi, sein Gehilfe Adam und sein Kollege Sausenhover.

Und in mancher Hinsicht fand ich den Krimi durchaus aktuell: Auch wir leben in einer Zeit großer Umwälzungen und der Freiheitsbegriff wird heute ganz neu diskutiert. Die Sprengkraft, die Worte und Ideen haben, fanden sich in Francobaldis Zeit in Büchern wie Émile, heute finden wir sie in den sozialen Netzwerken.

Fazit: Ein Krimi, der gleichzeitig auch ein interesssanter historischer Roman ist. Für Leser:innen, die eine rasante Handlung erwarten, ist er ganz sicher nicht das richtige Buch, aber wer sich auf eine Zeitreise ins 18. Jahrhundert begeben möchte, wird mit einem anregenden Leseerlebnis belohnt.

Wenn Sie Lust bekommen haben, das Buch zu lesen, können Sie es im Vaihinger Buchladen zur Abholung oder zum Download bestellen. Der Link führt direkt zum Titel im Webshop.

Wenn Sie vorher ins Buch reinlesen möchten, finden Sie hier eine Leseprobe