Wolfgang Kaes ist mir zum ersten Mal 2013 begegnet, als er für seinen Roman „Das Gesetz der Gier“ mit dem Stuttgarter Krimipreis für den besten Wirtschaftskrimi ausgezeichnet wurde. Als ich las, daß diesen Sommer ein neuer Krimi von ihm erscheinen sollte, freute ich mich und bedanke mich beim Rowohlt Verlag, der mir ein kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte.
Thomas Mohr war Zielfahnder beim Kölner LKA, doch bei seinem letzten Fall hielt er sich nicht an die Vorschriften und wurde deshalb versetzt in die Abteilung Cold Cases. Diese Abteilung ist ganz neu und besteht genau aus einem Mitarbeiter, nämlich ihm. Ein klassischer Fall von Abstellgleis.
Aber Thomas Mohr sticht gleich bei seinen ersten Recherchen in ein Wespennest: In einer 5 Jahre alten Ermittlungsakte, in der es um den angeblichen Selbstmord eines Studenten nach einem Discobesuch geht, stößt er auf Ungereimtheiten. Da wurde schlampig ermittelt, manche Zeugen gar nicht befragt und die Ermittlungen außerdem auffallend schnell eingestellt. Mohr beginnt, der Sache intensiv nachzugehen und stößt auf eine Mauer des Schweigens bei der Polizei.
Dieser Thriller ist sehr spannend. Die Figur des Thomas Mohr hat mir sehr gut gefallen, er arbeitet hartnäckig daran, herauszufinden, was in der Nacht, in der Jonas Berthold starb, eigentlich passiert ist. Mehr oder weniger auf sich alleine gestellt, wertet er zahlreiche Stunden Videomaterial aus, spricht noch einmal mit den Eltern und mit Zeug*innen, die 5 Jahre zuvor nur flüchtig oder gar nicht befragt wurden. Langsam kristallisiert sich heraus, daß Jonas in der Discothek offensichtlich etwas gesehen hat, was er nicht sollte und von dem auch niemand etwas erfahren sollte. Je tiefer Mohr in den Fall eintaucht, desto deutlicher wird, daß er dabei ist, eine unheilvolle Allianz aus organisierter Kriminalität, Polizei und Politik aufzudecken. Und er muss erkennen, daß außer ihm, den Eltern des Toten und ein oder zwei Kollegen, die ihn unter der Hand unterstützen, eigentlich niemand ein Interesse daran hat, daß bekannt wird, was wirklich passiert ist. So ist es nur folgerichtig, daß die Aufklärung des Falls ein weiteres Mal in einer Sackgasse landet.
In seinem Nachwort schreibt Wolfgang Kaes, daß er sich durchaus überlegt hat, seinen Roman mit einem Finale wie im sonntäglichen Tatort enden zu lassen. Aber er entschied sich für die Realität, die so aussieht, daß in Deutschland jährlich mehr als tausend Tötungsdelikte gar nicht als solche erkannt werden. Man merkt, das Kaes auch als Journalist arbeitet, denn sein Thriller ist sehr genau recherchiert und zeigt ein realistisches Bild organisierter Kriminalität, das wir als Leser*innen vielleicht lieber gar nicht so genau kennen möchten.
Fazit: Spannend, düster und mit einer überzeugenden Hauptfigur- ein Thriller, der mich nachdenklich zurück gelassen hat.
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