„Einmal lebte ich in einem katholischen Kloster auf einem Berg.“ So beginnt der neunjährige Felix seine Geschichte. Oder besser: so beginnt er alle seine Geschichten. Denn Felix ist mit überschwenglicher Fantasie gesegnet und einer unbändigen Lust daran, sich und anderen die Welt zu erzählen. So erzählt er, dass seine Eltern ihn in diesem Kloster versteckten, weil sie – die sagenumwobenen Buchhändler-Helden! – eine geheime Mission nach der anderen zu erledigen haben. Verschollene Schriftsteller ausfindig machen, mysteriöse Geheimtinte den Händen eines verrückten Wissenschaftlers entreißen, seltene Erstausgaben vor den Ewigen Jagdgründen zu bewahren.
Doch als eines Tages Männer in Uniform ins Kloster kommen und Bücher verbrennen, beschließt Felix, auszureißen und seine Eltern zu warnen. Dieser Weg, der sonnig und abenteuerlich beginnt, wird sehr bald steinig und schrecklich: niedergebrannte Gehöfte, Leichen in den Höfen, ein zurückgelassenes kleines Mädchen und endlose Kolonnen hohlwangiger, geschundener Menschen auf der Straße.
Allmählich nur dämmert Felix, dass es ein Fehler war, das Kloster zu verlassen. Doch selbst im Angesicht der größten Schrecken, des Warschauer Ghettos, verlässt ihn nie der Drang, Geschichten zu erzählen: Für ihn und Zelda, das kleine Mädchen, für den Arzt, der ihnen und anderen Kindern Unterschlupf gewährt, und viele andere werden diese Geschichten so lebensnotwendig wie Essen.
Ein ungewöhnlich anrührendes Buch hat der Autor geschrieben, voller Schrecken und Hoffnung, voll Lachen und Weinen und Bangen um diesen kleinen tapferen dummen Jungen, der sich in der Nazizeit hinauswagt in die Welt mit nichts als seinen Geschichten und einem unbeirrbaren Glauben an Güte gerüstet.