Dieser Film ging völlig an mir vorüber, meine Schwester bekam ihn geschenkt und war begeistert davon. Sie legte ihn mir an’s Herz – zu Recht!
Anna (Katharina Marie Schubert) ist Theaterschauspielerin in Ulm und wird völlig überraschend entlassen. In Ulm ist die Anzahl der Theater eher gering und so muss sie froh sein, daß die Sachbearbeiterin (Eva Löbau) im Jobcenter ihr einen Job gibt: Sie soll einer Gruppe schwer vermittelbarer Arbeitsloser durch Theatertechniken ein neues Selbstbewußtsein verschaffen. Anna wählt „Antigone“ von Sophokles. Wie eine Gruppe völlig demotivierter Menschen damit umgeht und am Ende des Films das Stück zu Aufführung bringt, davon erzählt diese herrliche Kommödie.
Ich gebe zu, ganz am Anfang fiel es mir ein wenig schwer, in den Film reinzukommen, aber nach 5 Minuten war ich „drin“ und folgte gespannt der Handlung. Was sich vordergründig etwas klischeehaft anhört, wird durch die wahrhaft schrägen Charaktere, die von ihren Darstellern wunderbar gezeichnet werden, zu einem witzigen und tiefgründigen Film: Da ist zum Beispiel Dimitri (Adam Bousdoukos), ein Grieche, der davon träumt, ein vegetarisches griechisches Restaurant zu eröffnen, aber chronisch pleite ist. Friderike (Katharina Hauter) kommt ständig zu spät, Hubert (Rainer Furch) wurde durch einen tragischen Unfall aus seinem Beruf katapultiert und Betty (Marion Breckwoldt), einst Kinderpflegerin findet es unmöglich, sich von einer Schauspielerin, die noch nie im Tatort war, irgendetwas erklären zu lassen. Anna selbst zweifelt immer mehr an ihrem Tun, aber wider Erwarten findet die Gruppe langsam Gefallen am Theater. In kleinen Einblendungen wird angedeutet, was manchen der Gruppe widerfahren ist, warum sie sich verhalten, wie sie es tun. Die vordergründig verstockten und hoffnungslosen Fälle waren einmal Menschen voller Hoffnung und mit einem geregelten Leben.
Vieles in diesem Film wird nicht endlos ausgebreitet, sondern in kurzen Szenen angedeutet, es bleibt Raum, sich vorzustellen, was da passiert sein könnte oder noch passieren kann. Die Textpassagen aus Sophokles‘ Drama sind klug gewählt und entwickeln immer wieder eine Doppelbödigkeit, die Darsteller:innen sind bis in die kleinste Nebenrolle hervorragend gewählt. Allen voran Katharina Maria Schubert, deren ausdrucksstarke Mimik mich sofort für sie und ihre Anna eingenommen hat. Mit der bunt zusammengewürfelten Gruppe lernen auch die Zuschauer:innen, worauf es bei der Schauspielerei ankommt.
Fazit: Eine wunderbare Komödie mit Tiefgang, die herrlich unterhält, dabei aber nicht an der Oberfläche bleibt. Zu Recht mit dem Publikumspreis des Filmfest München 2014 augezeichnet!
Einen Eindruck des Films bietet Ihnen diese Montage von 2 Trailern (3:16 Min.)
Eine ausführliche Rezension können Sie hier lesen
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