Zum zweiten Mal in diesen Wochen passierte es, dass ich mir mit meinen 46 Jahren unsäglich alt vorkam. Als ich am 24.3. den Artikel von Lucy Kellaway in der Financial Times Deutschland über die „Facebook Kluft“ und als ich „Dumm 3.0“ des Stuttgarter Autors Markus Reiter las. Bis dahin kam ich mir als ein recht netzaffines Wesen vor, das vor allem die Vorteile des Internets zu schätzen weiss. Doch jetzt, zum ersten mal die Reaktion: Stimmt, von allen sozialen Netzwerken ist mir facebook das suspekteste und ja, der Wegfall von Gatekeeper Funktionen, wie sie Qualitätsjournalismus, Verlage, Sortimentsbuchhandlungen, Redaktionen u.v.m gehabt haben, könnte einen großen negativen Einfluss auf gesellschaftliche Entwicklungen haben. Und ja, „the old economy“ hatte auch ihre gute Seiten.
Reiters Buch gibt gute Einblicke in die Veränderungen die gerade ablaufen. Er führt ein mit den Medienrevolutionen von der Sprache zur Schrift und von der Manuskriptkultur zum Buchdruck, er gibt. einen runden Einblick in die unterschiedlichen Mentalitäten der im Netz agierenden Personen. Er interviewt sowohl die Digital Natives, als auch die Digital Immigrants.
Genau an dieser Stelle kam die Erkenntnis des „Altsein“ bzw. des Generationenbruchs. Wobei ich weder Herrn Reiters Einschätzung, dass das eine die „gute alte Zeit“ war als auch die den Web-Apologeten unterstellte (?) Haltung, das Netz bringt das Heil, teile.
Wichtig finde ich vielmehr den Ansatz, daß es gilt die Vorteile des „Alten“ so darzustellen, daß es als Wertmaßstab mit in die neue Zeit genommen wird. Das aber eben nicht als Pfründesicherung des „Wissensestablishments“, sondern als einem der Gemeinschaft dienlichen Wertmaßstab. Für eine solche Diskussion stellt Reiters Buch sicher eine gute Grundlage dar. Auf die (Schein-) Gefechte, die er mit manchen aus der Blogosphäre auszufechten hat, hätte er meiner Ansicht nach verzichten können.