Als im Jahr 1889 das Buch Drei Mann in einem Boot erschien, war der englische Autor Jerome Klapka Jerome schlagartig ein berühmter Mann. Seine Erzählung über drei Junggesellen, die zusammen eine Bootsfahrt auf der Themse unternehmen und dabei immer wieder mit der Tücke des Objekts zu kämpfen haben, wimmelt nur so vor Situationskomik und witzigen Episoden, und gehört zu den Klassikern der englischen Literatur. Weniger bekannt, aber genauso lesenswert ist der im Jahr 1900 veröffentlichte Roman Drei Männer auf Bummelfahrt. Inzwischen keine Junggesellen mehr, beschließen die drei Protagonisten aus Drei Mann in einem Boot, eine Radtour durch den Schwarzwald zu machen. Die Ehefrauen sind Widererwarten erleichtert, ihre Männer für eine Weile los zu werden, und nachdem endlich die allerbesten Fahrräder samt passenden Sätteln ausgewählt wurden, starten die Reiselustigen ihre Tour in Hamburg. Die Route führt über Hannover, Berlin, Dresden, Prag, Nürnberg, Stuttgart und Karlsruhe bis in den Schwarzwald. Einen ausführlichen Reisebericht über kulturelle Sehenswürdigkeiten darf man nicht erwarten, dafür aber spritzige Dialoge, viele komische Episoden über die Tücken des Reisens und vor allem ungewöhnliche Begegnungen und Erlebnisse mit den Einwohnern des Urlaubslandes. Denn die faszinierendste Sehenswürdigkeit auf ihrer Reise ist für die drei Engländer nicht der Ku’damm in Berlin oder die Semperoper in Dresden, sondern der Deutsche und seine Eigenheiten – scharf beobachtet und manchmal fast beunruhigend aktuell.
Im Frühjahr 2008 las Wolfgang Tischer aus diesem Buch. Ein kurzes Video mit einem Ausschnitt aus dieser Lesung können Sie hier ansehen.