„Manchmal, meist im Urlaub findet sich noch Zeit, wieder einmal einen Klassiker zur Hand zu nehmen.“ So begann meine Rezension, die ich vor einigen Jahren für einen Buchvorstellungsabend schrieb. In diesen Wochen und Monaten gibt es ganz andere Gründe, das Buch vielleicht noch einmal zur Hand zu nehmen.

Der Inhalt

„Die Brautleute “, so lautet der Titel der neuesten Übersetzung (Sie kennen den Roman vielleicht besser unter dem Titel „Die Verlobten“)  ist angesiedelt im Mailand und seiner Umgebung des 17. Jahrhunderts. Er erzählt die Geschichte von Renzo und Lucia, die sich einander versprochen haben. Am Tag vor der Trauung jedoch wird der Dorfpater Don Abbondio von 2 Bravi des Großgrundbesitzers bedroht, die Trauung nicht durchzuführen. Damit beginnen die Wirrungen des Brautpaares, das erst nach gut 900 Seiten endgültig zueinander findet. Sie alle hier zu erzählen würde zu weit führen! All die beschriebenen Wirren, Katastrophen, Krankheiten und andere Widrigkeiten können jedoch letztendlich die Hochzeit von Lucia und Renzo nicht verhindern.

Meine Meinung und die Bedeutung des Buches

Der Roman von Alessandro Manzoni hat in Italien eine ähnliche Bedeutung wie bei uns in Deutschland Goethe’s Faust und gehört in italienischen Schulen zur Pflichtlektüre. Er greift zu einem Kunstgriff und erfindet eine Chronik aus dem 17. Jahrhundert, in der er die Geschichte von Lucia und Renzo gelesen hat und die er nicht der Vergessenheit anheimfallen lassen will. Neben der Liebesgeschichte ist „Die Brautleute“ ein historischer Roman, in dem wir viel über die Geschichte des Mailänder Stadtstaates im 17. Jahrhundert erfahren, über die politische Unruhe, die korrupte Gesetzgebung und die Willkür großer und kleiner Standesherren. Dazu hat Manzoni zahlreiche Quellen studiert, die er teilweise auch zitiert.

Neben der spannenden und verschlungenen Handlung hat mich besonders die Art beeindruckt, wie Manzoni den Ausbruch der Pest in Mailand beschreibt. Auch nach den vielen Jahren, die es her ist, daß ich das Buch las, ist mir die Atmosphäre nachhaltig in Erinnerung geblieben.

Manzoni hat seinen Roman mehrfach überarbeitet. Die erste Version erschien 1827. 1840 – 42 erschien die Version, die bereits 16 Mal ins Deutsche übersetzt wurde. In dieser Version hat sich Manzoni besonders darum bemüht, eine in ganz Italien lesbare Fassung zu schreiben und das in den vorherigen Fassungen eher lombardische italienisch anzupassen an das toskanische der Florentiner. Italien war zu Manzonis Zeit noch in viele Stadtstaaten, Fürstentümer und Teilreiche zerfallen und entsprechend viele Dialekte gab es. So hatte sein Roman eine enorme Bedeutung für die italienische Sprache – ähnlich wie sie Luthers Bibelübersetzung für die deutsche Sprache hatte. Wie berühmt Manzoni in Italien ist, zeigt auch die Tatsache, dass Verdi sein „Requiem“ der Wiederkehr von Manzonis erstem Todestag widmete.

Im Jahr 2000 erschien die sechzehnte Übersetzung von Manzonis Meisterwerk, sie wird vor allem dafür gelobt, dass sie Manzonis Stil besonders nahe kommt und seine kunstvollen, teilweise sehr langen Sätze besonders gut wiedergibt. Gleichzeitig ist sie moderner als frühere Übersetzungen, die allerdings durchaus auch ihren Charme behalten haben.

Fazit: Es lohnt sich gerade jetzt, wo vielleicht mehr Zeit am Stück ist als sonst, das Buch wieder einmal zur Hand zu nehmen! Nicht nur, weil die Szenen, in denen die Pest in Mailand wütet, wirklich eindrucksvoll sind, sondern deshalb, weil sie eingebettet in ein pralles, abenteuerliches Handlungsgeflecht aus einer fernen Zeit.

Hier können Sie in die Neuübersetzung von Burkhart Kroeber reinlesen

Wenn Sie Lust bekommen haben, das Buch zu lesen, können Sie es in den beiden Vaihinger Buchhandlungen buch+musik oder Vaihinger Buchladen bestellen. Die Links führen in die jeweiligen webshops und zeigen eine Auflistung verschiedener Ausgaben.