Vorsicht! Die Lektüre dieses Thrillers könnte dazu führen, daß Sie sich in Tunneln aller Art nicht mehr ganz so sicher fühlen wie zuvor. Möglicherweise geht es Ihnen aber auch genau andersherum!

Der Inhalt

Ein Schweizer Intercity ist auf dem Weg von Basel nach Lugano. In ihm sitzen 300 Passagiere und 2 Lokführer. Die Fahrt verläuft unspektakulär, bis mitten im Tunnel ein Stromausfall den Zug zum Halten bringt. Alle Versuche, die Leitstelle zu erreichen, scheitern, der Zug steckt im Tunnel fest.

Gleichzeitig ist eine Einheit der Schweizer Armee in der streng geheimen Versorgungsstation Verena angekommen, die im weit verzweigten Tunnelsystem des Gotthard liegt.  Die Männer sollen die Bestände, die dort zum Überleben im Katastrophenfall gelagert sind, überprüfen und ergänzen. Der Auftrag ist streng geheim denn nur die Armee und wenige Zivilangestellte wissen von der Existenz dieses Depots. Nach dem Stromausfall schaltet sich die Notversorgung ein, aber eine Verbindung zur Außenwelt gibt es nicht.

Als die Soldaten bei der Suche nach der Ursache im Tunnelsystem auf den liegengebliebenen Zug treffen, wird klar, daß es sich um eine Katastrophe unbekannten Ausmaßes handeln muss, aus den Menschen bildet sich eine ungewöhnliche Schicksalsgemeinschaft.

Die Hauptpersonen

Die Geschichte wird aus mehreren Perspektiven erzählt. Lokführer Steppach kommt eigentlich aus Lörrach und die Fahrt nach Lugano ist für ihn ein letzter Test vor der endgültigen Prüfung, mit der er die Berechtigung erhalten wird, Züge durch den Gotthardtunnel zu fahren, sein Kollege Hans Duber begleitet ihn und gibt ihm bei Fragen entsprechende Hinweise. Die Situation trifft sie völlig unvorbereitet, auch im umfangreichen Handbuch der SBB ist ein solches Szenario nicht vorgesehen. Nur zögerlich beginnen sie, sich von den Vorschriften zu lösen, die Lage zu erkunden und nach Möglichkeiten zu suchen, mit den Passagieren in’s Freie zu gelangen. Aber beide Zugänge des Tunnels sind blockiert.

Hauptmann Paul Ernst Zumtobel und Hauptmann Reto Breitenbacher teilen sich die Verantwortung für den geheimen Auftrag: Zumtobel ist für die Organisation in der Versorgungsstation zuständig, Breitenbacher für die Manöver außerhalb. Breitenbacher ist es auch, der die Entscheidung trifft, die Passagiere des liegen gebliebenen Intercity in der Verena aufzunehmen, als deutlich wird, daß es sich hier um ein weitaus gravierendes Problem handeln muss, als zunächst gedacht. Er ist es auch, dem schnell klar wird, daß es nicht mehr darum gehen kann, einen Auftrag auszuführen und Befehle zu befolgen, sondern daß die Situation eigenverantwortliches Handeln erfordert.

Zara ist Schülerin aus Berlin, ihre Klasse ist mit ihrer Klassenlehrerin Corinna Abramovicz auf Einladung einer Schweizer Menschenrechtsorganisation in’s Tessin unterwegs. Aus Zaras Perspektive erleben wir mit, wie „Männer ohne Peilung“ (so die Überschrift eines Kapitels) von Corinna Abramivicz angeleitet werden, sich aus ihren Rollen als Lokführer und Zugpersonal zu befreien und Verantwortung in einem viel weiteren Sinne zu übernehmen. Zara und ihre Klassenkameraden werden von ihrer Klassenlehrerin, die zu einer zentralen Figur wird, zu Hilfsmaßnahmen eingeteilt, die zunächst einmal für Ruhe und Stabilität sorgen.

Meine Meinung

Dieses Buch war wirklich spannend! Hans Leister ist selbst Eisenbahner und war lange Jahre im Management verschiedener Bahnunternehmen tätig, unter anderem auch bei der deutschen Bahn. Das merkt man seinem Buch an, das detailliert beschreibt, was in Zug und Tunnel passiert. Manchem mag das vielleicht etwas zu detailliert sein, bei mir hat jedoch genau das dazu beigetragen, daß ich mir die Katastrophensituation besonders gut vorstellen konnte: Die Zeit, bis bei allen Beteiligten langsam einsickert, daß es sich hier um einen Krieg oder eine Katastrophe unvorstellbaren Ausmaßes handeln muß und es nicht mehr darum gehen kann, nach Vorschrift zu handeln. Die Frage, wie sich das Zusammenleben mehrerer hundert Menschen auf engem Raum organisieren lässt, ohne daß eine Panik oder mehr ausbricht und natürlich die ganz persönlichen Ängste und Sorgen aller um Familien und Freunde. Konsequent durchdenkt Hans Leister dieses Szenario und von Anfang an ist es den Leser*innen klar, daß diese Geschichte kein Happy End haben wird.

Mir hat auch das Ende des Romans gut gefallen, der Autor setzt einen originellen Schlusspunkt, in dem anklingt, was passiert sein könnte und was die Konsequenzen des Geschehens waren.

Fazit: Sehr spannende Lektüre, bei der mir wieder einmal bewusst wurde, wie sehr wir der Natur ausgeliefert sind und von wie vielen Zufällen es letztendlich abhängen kann, ob wir eine Apokalypse wie die hier beschriebene überstehen.

Hier können Sie einen Blick in’s Buch werfen

In diesem Interview sagt Hans Leister, was ihm beim Verfassen seines Thriller wichtig war

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