Schon eine Weile lag dieses Hörbuch auf dem Stapel der zu hörenden Bücher, nun war ich wieder einmal mit dem Zug unterwegs und nutzte die Chance, mit Zeit am Stück in die Elbmarsch zu reisen – wenigstens akustisch.
Frida Paulsen ist Schutzpolizistin in Hamburg und besucht parallel die Polizeiakademie. Eines Nachts erreicht sie ein Anruf ihrer Mutter: Ihr Vater wurde brutal niedergeschlagen und liegt im Koma. Frida fährt in ihr Heimatdorf, in dem sie nur selten ist, um ihre Mutter zu unterstützen. Diese Rückkehr konfrontiert sie mit der Vergangenheit und dem Mord an ihrer besten Freundin Marit vor fast 20 Jahren. Sie trifft Kommissar Bjarne Haverkorn wieder, der damals in dem Fall ermittelte und jetzt nach demjenigen sucht, der ihren Vater niedergeschlagen haben könnte. Er ist sich sicher, daß Frida ihm damals nicht alles erzählt hat. Und er hat recht: Frida weiß, wer Marit ermordet hat und sie hat geschwiegen. Nach ihrer Rückkehr kann Frida den Erinnerungen nicht mehr ausweichen…..
Der Roman wird wechselnd aus der Perspektive von Bjarne Haverkorn, den dieser alte Fall nie losgelassen hat und Frida Paulsen, die Ereignisse aus ihrer Jugend viele Jahre lang verdrängt hat, erzählt.
Als Frida auf den elterlichen Apfelhof ihrer Eltern zurückkehrt ist sie entsetzt: Der Hof steht kurz vor der Insolvenz, die polnischen Leiharbeiter wollen so lange nicht arbeiten, bis sie ihren Lohn bekommen und die überlebensnotwendige Ernte ist in Gefahr. Ein Großbauer setzt ihre Eltern unter Druck, den Hof zu verkaufen und Frijthofs alter Freund und Vorarbeiter Hagen Krohn hat nach einem heftigen Streit den Hof verlassen. Frida, die zu ihren Eltern kaum noch Kontakt hatte, muss sich nicht nur diesen massiven wirtschaftlichen Problemen stellen, sondern auch ihren Erinnerungen. Und sie bekommt Drohungen – irgend jemand scheint es nicht zu passen, daß sie wieder zurückgekommen ist.
Bjarne Haverkorn wiederum ist sich sicher, daß Frida eine wichtige Zeugin in dem alten Fall ist. Daß ihn dieser unaufgeklärte Fall nie losgelassen hat liegt auch daran, daß seine Frau ihm an dem Tag, an dem Marits Leiche gefunden wurde, eröfnnete, daß sie das gemeinsame Kind, das er sich sehnlich wünschte, abtreiben ließ. Inzwischen ist Ursula depressiv und das Paar verbindet eigentlich nichts mehr miteinander. Als er in das Dorf in der Elbmarsch gerufen wird, beschließt er, noch einmal zu ermitteln und nach langen Zögern beginnt Frida, sich ihm gegenüber zu öffnen.
Ich hatte mir nicht so wahnsinnig viel erwartet von diesem Krimi und war angenehm überrascht. Romy Fölck gelingt es in ihrem Debüt sehr gut, die düstere Herbststimmung in dem abgeschiedenen kleinen Dorf der Elbmarsch einzufangen. Das trägt wesentlich zu einer Spannung bei, die sich langsam aufbaut und sich durch den ganzen Roman hindurchzieht. Irgendwann konnte ich dann nicht mehr aufhören und wollte unbedingt wissen, wie alles zusammenhängt. Auch das Handlungspersonal ist gut und glaubwürdig gezeichnet: Frida trifft Jugendfreunde wieder, der Großbauer Schucht spielt eine undurchsichtige Rolle und über allem liegt der unaufgeklärte Mord, der das ganze Dorf verändert hat. Man hat mal diesen, mal jenen im Verdacht, am Ende spitzt sich die Handlung immer mehr zu und wird sehr schlüssig aufgeklärt. Was mich etwas gestört hat ist das unprofessionelle Verhalten von Frida, die doch eigentlich im höheren Dienst der Polizei Karriere machen will und sich einige Schnitzer leistet, die sie (natürlich) in Gefahr bringen.
Michael Mendl kannte und schätzte ich bis jetzt nur als Schauspieler, es war mein erstes Hörbuch mit ihm. Seine Stimme fand ich sehr angenehm, manchmal hat er für mein Gefühl jedoch etwas überdramatisiert. Ich konnte damit aber ganz gut leben.
Das einzige, was mich zu Beginn kurz irritierte, waren Texteinschübe aus Fridas Jugend. Im Buch sind sie kursiv gedruckt und so sofort zu erkennen, im Hörbuch hat es meist ein paar Sätze gedauert, bis ich kapierte, daß wir nun in Fridas Kindheit unterwegs sind.
Fazit: Ein sehr spannender Krimi mit viel Atmosphäre, der über einen Regionalkrimi hinausgeht und auch mir als Süddeutscher sehr gut gefallen hat. Ich kann mir gut vorstellen, auch den nächsten Fall für Frida und Bjarne zu lesen!
In diesem Videointerview (4:56 Min) spricht Romy Fölck über ihr Debüt als Krimiautorin
Einen akustischen Eindruck vom Hörbuch und der Lesweise können Sie sich hier verschaffen (Audio, 15 Min)
Hier können Sie in’s Buch reinlesen
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