Kürzlich lernte ich den Begriff Häkelkrimis kennen, den eine befreundete Kollegin prägte. Sie meint damit Krimis, die auf Schlachtplatte und düstere oder dramatische Handlungen verzichten, jedoch trotzdem spannende und intelligente Krimiunterhaltung bieten. Der englische Ausdruck dafür ist cosycrime. Wenn Sie so etwas nicht mögen, dann können Sie den nachfolgenden Text jetzt weg klicken, wenn Sie aber Lust haben, neuen Stoff in dieser Richtung kennenzulernen, dann lohnt es sich vielleicht, weiter zu lesen.

Der Inhalt

Three Pines ist ein idyllische Dorf in den kanadischen Wäldern. Jede*r kennt hier jede*n und man kann sich auf seine Nachbarn verlassen. Das ändert sich jedoch an einem leuchtenden Herbsttag, denn da findet man die Leiche von Jane Neal, einer liebenswürdigen allseits beliebten pensionieten Lehrerin. Sie wurde von einem Jagdpfeil getötet und da die Jagdsaison gerade ihrem Höhepunkt zustrebt, liegt es nahe, an einen Unfall zu glauben.  Inspektor Gamache aus dem nicht weit entfernten Montreal kommt, um den Fall zu untersuchen, der sich dann doch als Mordfall entpuppt. Wer in Three Pines hätte einen Grund, Jane Neal zu töten?

Meine Meinung

Ich bin nicht unbedingt eine flammende Anhängerin von Häkelkrimis, aber manchmal lese ich sie ganz gerne zwischendurch. Dieses Buch entdeckte ich beim Wetterleuchten, dem literarischen Sommermarkt der unabhängigen Verlage im Stuttgarter Literaturhaus und der Kauf hat sich gelohnt – Louise Penny ist eine echte Entdeckung für mich. Dabei ist dieser Krimi bereits 2005 auf englisch und 2006 auf deutsch erschienen, allerdings unter einem anderen Titel: Die deutsche Erstausgabe hieß „Denn alle tragen Schuld“.

Mir hat sehr gut gefallen, wie die Autorin ein dichtes Geflecht an persönlichen Beziehungen entwirft, in dem auf den ersten Blick alles vollkommen harmonisch erscheint, sich im Verlauf der Handlung jedoch verborgene Konflikte und Eifersüchteleien auftun. Inspektor Gamache aus der französischen Sprachzone Montreal muss sich in dem englischsprachigen Dorf zuerst Vertrauen erwerben. Sein zurückhaltendes, jedoch durchaus hartnäckiges Nachforschen enthüllt so manches kleine oder größere Geheimnis. Er (und wir Leser*innen mit ihm) lernt den, teilweise etwas skurril anmutenden Freundeskreis von Jane näher kennen: Das  Künstlerpaar Clara und Peter, die Dichterin Ruth, Myrna, die Buchhändlerin, den vom Vermögen seiner Mutter lebenden Ben und das schwule Paar Gabri und Olivier, die die Pension führen, in der Gammache während der Ermittlungen unterkommt.

Unterstützt wird er bei den Ermittlungen von seinem Kollegen Beauvoir und von Yvette Nichol, einer jungen Agentin, die zum ersten Mal bei einer Mordermittlung dabei ist und sich am Ziel ihrer Träume wähnt. Sie ist jedoch, wie sich im Verlauf der Ermittlungen herausstellt, ein Elefant im Porzellanladen, ohne die Sensibilität für Situationen und Menschen, die Gamaches Meinung nach unerlässlich sind bei einer Ermittlung. Trotzdem wird sie einen entscheidenden Hinweis geben.

Fazit: Dieser Krimi kommt ganz ohne blutige Szenen aus (trotz Leiche) und ist dabei wirklich spannend zu lesen. Louise Penny gelingt es, eine Spannung aufzubauen, die aus den zwischenmenschlichen Beziehungen resultiert. Dabei führt sie ihre Leserschaft auch immer wieder einmal in die Irre, bis es zum spannenden Finale mit einer überraschenden, jedoch absolut logischen Auflösung kommt. Leseempfehlung!

Hier können Sie in’s Buch reinlesen

Im WDR 4 wird das Buch als Auftakt der Reihe umd die Fälle des Armand Gamache besprochen, Sie können die Rezension hier anhören (Audio, 2:23 Min)

Wenn Sie Lust bekommen haben, das Buch zu lesen, können Sie es in den beiden Vaihinger Buchhandlungen buch+musik oder Vaihinger Buchladen bestellen oder herunterladen. Die Links führen direkt in die jeweiligen Webshops.