Vor knapp 2 Jahren las ich dieses Buch, das mir sehr gut gefiel. Und das, wie ich finde, besonders gut in diese Zeit passt, in der wir einerseits unsere eigenen Erfahrungen mit Isolation und Distanz machen und andererseits gerade intensiv des Kriegsendes vor 75 Jahren gedacht haben! Deshalb möchte ich mit dieser gekürzten Rezension noch einmal auf den Roman aufmerksam machen, der seit Mai 2020 als Taschenbuch vorliegt.

 

Der Inhalt

 

Das ein ganz typisches Buch für den österreichischen Autor Erich Hackl,
der es sich zur Aufgabe gemacht hat, von menschlichen Schicksalen zu erzählen, die nicht in
Vergessenheit geraten sollten.
Hier erzählt er die Geschichte des Berliner Handwerkers Reinhold Duschka, den seine
Leidenschaft für die Berge nach Wien verschlägt. Dort kann er nicht nur seinem Hobby
nachgehen, sondern er trifft auch auf einen Kreis politisch interessierter Menschen, zu dem
auch Regina Steinig gehört, eine attraktive Frau mit wechselnden Liebhabern und einer
Tochter, Lucia. Als Jüdin sieht sie sich zunehmenden Repressalien ausgesetzt. Reinhold
gewährt ihr 1941 Unterschlupf in seiner Werkstatt, die er als Notquartier vorbereitet hat. Bis
Kriegsende leben Regina und ihre Tochter dort, stets in der Gefahr, entdeckt zu werden. Sie
helfen Reinhold dabei, seine kunstgewerblichen Gegenstände zu produzieren. So sind sie
unter der Woche wenigstens beschäftigt. Die Wochenenden sind die schlimmste Zeit, denn
hier dürfen sie keine Geräusche von sich geben, um eine Entdeckung zu vermeiden. Vor allem
für Lucia ist das schwierig und eine Episode, in der Reinhold einmal das Risiko eingeht und
mit ihr hinaus in die Natur fährt war die, die mich am meisten berührt hat. Vor meinem
inneren Auge sah ich das Mädchen, das minutenlang einfach ständig hin und her rennt und

sich endlich einmal für kurze Zeit frei bewegen kann.

Nach Kriegsende führen alle Beteiligten wieder ihr eigenes Leben, bleiben jedoch in

regelmäßigem Kontakt. Reinhold verliert kein Wort über seine Heldentat, selbst seine Tochter erfährt erst spät, was er getan hat. Lucias Hartnäckigkeit gibt er im Alter von 90 Jahren schließlich nach: Sie schlägt ihn aus für die Auszeichnung „Gerechter unter den Völkern“, die die Gedenkstätte Yad Vaschem vergibt. Mit 93 Jahren stirbt Reinhold Duschka.

 

Meine Meinung

 

Erich Hackl setzt aus persönlichen Berichten viele kleine Episoden zu einem intensiven Bild des Wiens der Nazizeit zusammen. Dabei mischt er Zitate aus den Erinnerungen der
Protagonisten mit Passagen, in denen er erzählt und sich einfühlt in deren Gefühls- und
Gedankenwelt. So gelingt es dem ihm, stets authentisch zu bleiben und eine gewisse Distanz
zu wahren, die die Intensität der Geschichte erhöht.

Ein schmaler Roman, der in Zeiten wie diesen eine ganz besondere Wirkung entfaltet!

 

Wenn Sie das Buch lesen möchten, können Sie es in den beiden Vaihinger Buchhandlungen buch+musik oder Vaihinger Buchladen bestellen oder herunterladen. Die Links führen direkt zum Titel in den jeweiligen Webshops

Einen Eindruck vom Stil können Sie sich hier verschaffen
Meine ausführliche Rezension aus 2018 mit einigen Links zum Buch finden Sie hier