„Dies ist ein Roman über das Vorhaben, eine Stadt zu ermorden. Nie erschien mir die Form des Kriminalromans passender, zwingender, befreiender.“
Dieses Motto hat Heinrich Steinfest seinem Roman zu Stuttgart 21 vorangestellt. Wer allerdings einen konventionellen Kriminalroman erwartet, der wird enttäuscht werden, denn Heinrich Steinfest ist sich selbst treu geblieben und legt einen Krimi vor, der sprachlich heraussticht und voller skurriler Ideen steckt. Damit gelingt es ihm, obwohl klar ist, daß er gegen das Projekt ist, die Geschichte auf eine andere Ebene zu heben. Bei ihm wird es eine Geschichte, die auch in einigen Jahren nichts von ihrer Aktualität verloren haben wird, ganz egal, ob und in welcher Form S 21 letztlich realisiert oder nicht realisiert werden wird.
3 Männer stehen im Mittelpunkt des Romans: Der Münchner Kommissar Rosenblüt, einst von Stuttgart nach München versetzt, weil er es sich mit einigen hohen Herren verdorben hatte, der jedoch nun zurückkehrt, weil die Spur einer Erpressung ihn zurück in seine Heimatstadt führt.
Tobik, der beim Unfalltod seiner Frau erleben musste, wie die Tatsachen so hingedreht wurden, daß seine Frau nicht mehr das Opfer war, sondern selbst schuld an ihrem Tod. Er will den Mächtigen, die nicht mehr wissen, was Angst ist, diese zurückbringen, denn nur wer die Angst kennt, ist in seinen Augen wirklich Mensch. Zurückbringen will er die Angst mithilfe eines Spezialgewehrs, das vor allem von Scharfschützen benutzt wird.
Und Mach, Archäologe, der geholt wird, weil unter dem Planetarium ein geheimnisvoller Artefakt gefunden wurde, der fest verankert und damit unbeweglich ist und so die Bauarbeiten behindert. Er soll versuchen, den Mechanismus zu verstehen, damit die Figur verschoben werden kann.
Dieser Krimi ist literarisch anspruchsvoll und nicht immer einfach zu lesen. Vor allem im Mittelteil fiel es mir manchmal schwer, dem Handlungsfaden zu folgen. Aber ich wurde belohnt mit vielen treffenden Formulierungen, die ich mir eigentlich hätte aufschreiben sollen, so genau trafen sie den Kern dessen, was beschrieben wurde.
Spannend, literarisch, skurril – eine absolute Leseempfehlung!
Auf der Website zum Buch finden Sie mehr über Autor und Buch und Sie können vor allem die 14 Folgen eines Podcasts anhören: Wolfgang Tischer vom Literaturcafe war mit dem Autor unterwegs und besuchte die Schauplätze seines Romans.
Auch wir konnten Heinrich Steinfest nach der Lesung interviewen. Sie können das Gespräch hier anhören