Vindings Spiel ist ein Roman über die Verwirrungen und Versuchungen der männlichen Pubertät und gleichzeitig über das besondere Leben der jungen Menschen, die eine klassische Musikerkarriere einschlagen wollen. So ist es auch ein Roman über die Faszination und Obsession der Musik.
Protagonisten sind Aksel Vinding und sein Kollegenkreis der jungen Pianisten im Oslo Ende der 6oger Jahre. Alle träumen von einer Solistenkarriere und bereiten sich jahrelang schonungslos auf ihr Debut vor. Sie fühlen sich als zukünftige Elite des Landes, unterstützen sich gegenseitig als Schicksalsgemeinschaft und tricksen sich gleichzeitig als harte Konkurrenten aus.
Anja, ein zartes, hochbegabtes und geheimnisumwittertes Mädchen, wird zum Schwarm-und Liebesobjekt Aksels; sie bleibt ihm zwar musikalisch die Nächste, ist jedoch emotional und auch im täglichen durch die überstarke Kontrolle ihres Vaters unerreichbar. Seine ersten erotischen Erlebnisse teilt Aksel mit Margrethe Irene, zerrissen und beschämt vom Sturm und Drang seines Triebs. Rebecca, die realistischste und bodenständigste der Gruppe wird Aksels beste Freundin und Beraterin.
Große erotische Anziehung üben zu seiner Verwirrung auch die reifen Frauen auf Aksel aus: die Mutter Anjas und die ehemalige Klaviervirtuosin und jetzige Lehrerin Selma.
Im Hintergrund steht immer Aksels Mutter, die ihm die Liebe zur Musik vermittelt hat und die durch einen selbstverschuldeten Unfall ums Leben kommt. Unter diesem Trauma leidet und zerfällt die Familie, der Vater ist wirtschaftlich am Boden, die Schwester Cathrine schmeißt die Schule hin, und sucht Erfüllung in Affären und Alkohol; Aksel verläßt ebenfalls ohne Abitur die Schule, um sich ganz der Musik widmen zu können.
Der Roman ist äußerst spannend, er baut eine ständige Erwartung des nächsten Geschehens, vom Erfolg oder Mißerfolg der jungen Musiker auf, untermalt von dem traurigen Geheimnis, welches Anja und ihre Familie umgibt.
‚Vindings Spiel’ passiert die ganze Zeit und findet doch nie richtig statt. Während die anderen der Gruppe zusätzlich noch ihr Abitur machen, übt Aksel wie ein Besessener zwölf Stunden am Tag. Vinding spielt nicht nur Klavier, er spielt auch mit seiner Zukunft, seinen Erwartungen, Hoffnungen und Hemmungen. Björnstad zeichnet ein sensibles Bild von diesem jungen Mann, dem er vielleicht etwas frühreife Beobachtungen und Erkenntnisse seiner Umgebung und vom Wesen seiner Kunst zuschreibt.
Es sind gerade diese Blicke ins Innere der Welt der jungen Künstler, die besonders lesenswert sind, ihre anderen Werte im Vergleich zum durchschnittlichen Jugendlichen, die abverlangten Opfer im täglichen, die Disziplin und die unerbittliche Konkurrenz. Hinzu kommt die scharfe Sicht auf die Erwachsenen , die das Musikleben und somit das Schicksal der jungen Leute beeinflussen.
Die Geschichte Anjas, deren skrupeloser Vater sie ohne Schonung funktionalisiert, ist ein bißchen klischeehaft und übertrieben. Die Art jedoch, in der der Autor Anja, ihr musikalisches Erleben und ihre eigene Obession vom Erfolg beschreibt, ist hochsensibel und anrührend.
Am Ende ist es Aksel, der die größte und überzeugendste Entwicklung durchmacht in seinem – Vindings — Spiel….. was nicht nur musikalisch zu verstehen ist.