Dieser Krimi interessierte mich wegen seines Themas der Raubkunst. Immer wieder liest man in der Zeitung von der Rückgabe von Kunstgegensänden an die Ursprungsländer, aber allein aus Kamerun lagern immer noch 40.000 Kulturgüter in deutschen Museen. Dieses Politikum hat sich Jürgen Seidler als Hintergrund für seinen Krimi gewählt. Ich bedanke mich beim Kampa Verlag, der mir ein Leseexemplar zur Verfügung gestellt hat.
Kurz zum Inhalt: Peter Ebuk ist aus Uganda geflohen und lebt inzwischen mit seiner Tochter in Berlin. In Uganda war er Polizist und besucht nun in seiner neuen Heimatstadt die Polizeischule. Er ist Witwer und hat seine erste Frau unter tragischen Umständen verloren. Peter verliebt sich in eine Pastorin, aber die Hoffnung, endlich angekommen zu sein, erlischt, als er in ihrer Kirche eine Leiche findet. Der Kameruner Pfarrer Moses Lukong war Gast in der Gastwohnung der Gemeinde und sollte über die Rückgabe eines wertvollen Kunstwerkes verhandeln, das ein prominenten Ausstellungsstück im Humboldtforums ist: Den Thron von Sultan Njoya. Ist das der Grund, warum er ermordet wurde?
Gemeinsam mit Peter Ebuk tauchen wir Leser:innen ein in die deutsche Kolonialgeschichte. Eingestreut in die Handlung ist ein (fiktiver) Reisebericht des Sultans, der eine reale historische Figur ist. In ihm beschreibt er seine Reise nach Deutschland, um den Thron seine Vaters an Kaiser Wilhelm zu übergeben. Diesen Bericht fand nicht ganz einfach zu lesen, trotzdem gab er mir einen guten Einblick in die Kolonialzeit, die Motive, warum die Kunstwerke überhaupt abgegeben wurden und wie menschenverachtend die Kolonialherren mit den Einwohnern der afrikanischen Kolonien umgingen.
Aber Jürgen Seidler streut nach andere Spuren aus: Um die Kirche herum gibt es eine florierende Drogenszene. Könnte das Mordmotiv auch in dieser Szene zu finden sein?
Obwohl das ein wirklich interessanter Stoff ist, fand ich das Buch streckenweise etwas zäh zu lesen. Peter Ebuk ist zweifelsohne eine interessante Ermittlerfigur, der natürlich auch mit Vorurteilen innerhalb des Kollegiums zu kämpfen hat. Seine Erfahrungen aus Uganda ermöglichen es ihm, ganz anders an die Befragungen der Verdächtigen heranzugehen, wodurch er sich nach und nach die Anerkennung seiner Kolleg:innen erarbeitet. Und nicht immer bewegt er sich im Laufe der Handlung hundertprozentig im Rahmen der Gesetze… Insgesamt jedoch fehlte mir ein richtiger Spannungsbogen. Peter verfolgt viele Spuren, das wirkte auf mich manchmal etwas wirr. Erst gegen Ende des Romans nahm die Geschichte richtig Fahrt auf.
Also ein gemischtes Fazit: Ein wirklich interessantes Thema, das aber nicht optimal aufgearbeitet wurde – vielleicht wollte der Autor einfach zuviel.
Wenn Sie Lust bekommen haben, das Buch zu lesen, können Sie es im Vaihinger Buchladen bestellen oder herunterladen. Der Link führt direkt zum Titel im Webshop.
Eine Leseprobe finden Sie hier