„Das solltest du wirklich besser wissen, ein großer Kerl wie du.“ Diesen Satz bekommt Liam Digby andauernd zu hören. Aber nicht etwa, weil er sich für sein Alter ungewöhnlich kindisch benimmt, sondern weil er für sein Alter ungewöhnlich groß ist und Erwachsene offenbar Größe (1,80m) mit Alter (12) gleichsetzen. Manchmal ist das auch ganz spannend, zum Beispiel, wenn man im Vergnügungspark immer wieder mit dem Comet, einem erstklassigen Karussell, fahren darf oder wenn der Verkäufer im Autohaus einem einfach mal die Schlüssel für einen Porsche überlässt, damit man damit eine Testfahrt machen kann.
Liam liebt Karussells und Achterbahnen und vor allem den Weltraum, und so kann er es sich nicht verkneifen, sich als sein eigener Vater auszugeben, eine Klassenkameradin als Tochter anzuheuern und nach China zu fliegen, als er als „bester Vater“ zur Eröffnung eines neuen Vergnügungsparks eingeladen wird. Und die Hauptattraktion dort ist: eine echte Rakete. Drei andere Väter und ihre Söhne wurden ebenfalls eingeladen, um die neue Attraktion zu testen, und Liam wird enttäuscht: Nur die Kinder sollen fliegen, während die Väter unten auf der Erde bleiben und Formulare ausfüllen. Doch so leicht wird Liam seinen Traum von einem Ausflug ins Weltall nicht aufgeben.
Von Frank Cotrell Boyce gibt es bereits zwei andere Kinderbücher auf dem deutschen Markt, die sehr sehr gut sind, aber dieses hier ist in der Tat „galaktisch“. Im Mittelpunkt stehen die Kinder und ihre Väter, seien sie nun anwesend (wie die der drei Jungs), vorgetäuscht (wie Liam) oder gar nicht anwesend, dafür aber stets leuchtendes Vorbild (wie der von Alibi-Tochter Florida). Witzig und geistreich, selbstironisch und bissig, kindgerecht und gar nicht kindisch erzählt der Autor die fabelhafte Geschichte aus der Sicht von Liam, der durchaus kritisch die Kinder (“Der beste Vater ist der, der allen Eiskrem spendiert!“) und auch die Erwachsenen („Wie fanden Sie das Spiel gestern Abend?“) beobachtet und irgendwie zwischen beiden Lagern hängt – nur bewaffnet mit einem Buch vom Nachttisch seines eigenen Vaters: „Gespräche mit Teenagern“.
Eine herrlich schräge und liebevolle Geschichte für alle neugierigen Leser ab zehn, deren Lebensmotto lauten könnte: „Die Welt ist mein Lieblingskarussell!“