2007 ist das Jahr, in dem wir auf den Höhepunkt des Terrors durch die RAF zurückblicken. Die Diskussionen um die vorzeitige Entlassung einiger Terroristen, um den Sinn und Unsinn von Entschuldigungen oder Reue und um weitere Aufklärung, die sich die Familien der Opfer wünschen richten neuerdings den Blick immer wieder gerade auf diese Gruppe. Bücher über die RAF gibt es viele, aber Bücher über die Opfer und deren Perspektive auf den deutschen Terrororismus fehlten bislang.
Nun legt die Journalistin und Politikwissenschaftlerin Anne Siemens ein Buch vor, das diese Lücke schließen möchte. Zum ersten Mal äußern sich Angehörige der Mordopfer Andreas v. Mirbach und Dr. Heinz Hillegaart (Botschaft Stockholm), Jürgen Ponto, Hanns Martin Schleyer und Gerold von Braunmühl sowie die zwei Geiseln in der Landshut Gabriele von Lutzau und Jürgen Vietor. Sie erinnern sich an die Geschehnisse und erzählen darüber, wie ihre Leben danach weiter gingen und bis heute von den damaligen Geschehnissen beeinflusst sind.
Das Buch liest sich sehr spannend und flüssig – nicht unbedingt selbstverständlich bei einem Buch, das aus Interviews besteht. D die Autorin lässt die einzelnen Personen ausführlich zu Wort kommen und kommentiert und ergänzt nur da, wo es für das Verständnis wichtig und notwendig ist. Ein Kapitel über die Geschichte der RAF und ein Interview mit Helmut Schmidt runden das Buch ab.
Ich als Angehörige der Generation, die während der Anfänge der RAF bis zum Höhepunkt des deutschen Terrors 1977 noch Kind und Jugendliche war, habe sehr deutliche Erinnerungen an die Geschehnisse und daran, was für Gefühle mich damals bewegten. Gerade die Opferperspektive habe ich in allen Publikationen und Büchern, die ich zu diesem Thema gelesen habe bisher vermisst. Um so mehr kann ich dieses gelungene Buch allen empfehlen, die sich für diese Zeit interessieren.
Eine ausführliche Rezension über das Buch, die Ihnen einen guten Eindruck vom Stil des Buches vermittelt, finden sie hier