Ein Bräutigam fürs Leben

Einmal im Jahr schnüren die fünf Frauen des Verlages editionfünf ein Paket mit fünf in rotes Leinen gebundenen Büchern. Bücher von Autorinnen, die sie sich wünschen. Bücher, die vermisst wurden. Bücher, die begeistern und berühren und Bücher, die ein bisschen klüger machen!
Es sind immer  Bücher von Autorinnen, nicht weil das Geschlecht des Verfassers ein Qualitätsmerkmal ist, sondern, weil die Herausgeberinnen an weiblichen Traditionslinien interessiert sind. Seit drei Jahren schon tut das der Verlag editionfünf. Und er tut es immer unter einem anderen Thema: Aufbruch, Wagnis und dieses Jahr steht über den Titeln das Thema „Spiegel“.
Marchesa Colombi schrieb  das Buch mit dem Titel „ Ein Bräutigam fürs Leben“.  Es erschien 1885. Marchesa Colombi ist das Pseudonym der italienischen Schriftstellerin Maria Antonietta Torriani ( 1840 – 1920). Sie war zu Lebzeiten eine Größe der Mailänder Gesellschaft.
Natalia Ginzburg, eine der bekanntesten Schriftstellerinnen Italiens war ihr Leben lang angetan von diesem Buch und immer bemüht, es in einem Verlag zur Veröffentlichung zu bringen. Es war für sie etwas ganz besonderes. Deshalb war sie sofort bereit, das Vorwort zu seinem erneuten Erscheinen zu schreiben.
Die Geschichte spielt im Piemont im 19. Jahrhundert. Denza lebt mit ihrer Schwester, dem Vater und einer Tante nach dem Tod der Mutter in einem trostlosen Haus ein trostloses Leben! Der Vater lebt nach dem Motto, zwei Dinge nützen im Leben: eine Kerze für die Madonna anzünden und viel, viel Bewegung. So läuft die Familie täglich viele Kilometer! Als eine Stiefmutter und dann auch noch ein kleiner Stiefbruder dazukommen, wird alles noch trübsinniger! Es gibt nur einen Weg, dieser ereignislosen Tristesse zu entkommen: Heiraten!
Denza verliebt sich in einen Verehrer, den es noch gar nicht gibt. Bevor sie ihm begegnet, weiß sie, dass sie ihn liebt! Es gibt dann da auch zukünftige Ehemänner! Doch sind es die richtigen?
Mit feiner Ironie und Raffinesse schreibt Marchesa Colombi diese weibliche Geschichte des 19. Jahrhunderts. Eine Geschichte zwischen Hoffen und Bangen! Sprachlich sehr schön und stimmungsvoll.
Eine Bereicherung auf jeden Fall und ich kann verstehen, dass diese Geschichte Natalia Ginzburg ein Leben lang begleitet hat.