Kommissar Charitos macht Urlaub mit Adriani, seiner Frau: Gemeinsam sind sie in Istanbul, um sich dort von einem großen Schock zu erholen: Ihre Tochter Katerina hat ihren langjährigen Freund Fanis "nur" standesamtlich geheiratet und sich einer krichlichen Hochzeit verweigert. Eine Katastrophe für beide Elternpaare. Nur schwer erträgt Charitos die Mitglieder seiner Reisegruppe und es kommt ihm nicht ganz ungelegen, als er von Markos Vassiliadis angesprochen wird, einem Schriftsteller, der zur griechischen Minderheit in Istanbul gehört. Er bittet ihn um Hilfe, denn er wartet auf sein ehemaliges Kindermädchen, die inzwischen 90 jährige Maria Chambou, die aus Thessaloniki nach Istanbul kommen wollte, wo sie ihre Kindheit und Jugend verbrachte. Aber Maria ist spurlos verschwunden. Als Charitos sich einschaltet, stellt sich heraus, daß Maria ihren Bruder getötet hat – eine ihrer berühmten Pittas war mit einem Insektengift versetzt. Als kurze Zeit später eine zweite Leiche auftaucht, dieses Mal in Istanbul, die ebenfalls eine Pitta im Magen hat, wird klar: Diese Frau scheint ein paar alte Rechnungen zu begleichen. Zum Kummer von Adriani wird Charitos zum Verbindungsoffizier ernannt und soll gemeinsam mit dem türkischen Kommissar Murat Saglam ermitteln……
Es ist erstaunlich, wie es Petrao Markaris immer wieder gelingt, seinen Kriminalromanen eine neue Tiefe zu geben. Dieses Mal geht es nicht um die Suche nach einem unbekannten Täter, sondern um die Suche nach den Motiven einer Täterin, die die Ermittler zu ihr führen könnten. Die eigentliche Hauptperson jedoch ist Istanbul und die wechselvolle Geschichte seiner beiden Bevölkerungsgruppen, der Griechen und der Türken. Man merkt, daß Markaris lange in Istanbul gelebt hat, man meint den brausenden Verkehr zu hören, sieht das blaue Meer vor sich und riecht die köstlichen Düfte der türkischen Küche. Gleichzeitig bekommt man viele Einblicke in das griechisch – türkische Verhältnis, erfährt etwas über das Leben der griechischen Minderheit, die noch heute in Istanbul lebt und überhaupt etwas darüber, was das Leben in einer Minderheit bedeuten kann, denn auch Murat war lange Mitglied einer Minderheit: Er wuchs in Deutschland auf und kam erst als Erwachsener nach Istanbul.
So vereint Petros Markaris in diesem Kriminalroman viele Aspekte seines eigenen Lebens. In einem Interview unseres Podcasts sagte er, seine kulturelle Heimat ist die deutsche Kultur, seine poltische Heimat ist Griechenland, aber seine emotionale Heimat ist istanbul, wo er geboren wurde.
So ist auch dieser Krimi wieder geistreiche, spannende Unterhaltung – absolut lesenswert!
Ein Interview mit Petros Markaris über seinen neuen Roman auf dem Blauen Sofa der Leipziger Buchmesse können Sie hier anhören.