Ende des 18. Jahrhunderts wird in den Wäldern in der Nähe von Saint Sernin sur Rance in Süd-Frankreich ein Junge gefangen. Er ist nackt, ca. 12 Jahre alt, kann nicht sprechen, ist von Narben übersät, ernährt sich von Nüssen und Wurzeln.
Es ist das Zeitalter der Aufklärung, und einer der Fragen, die die Wissenschaftler damals stark bewegte war: Was unterscheidet den Menschen vom Tier? Der junge Arzt Itard nahm sich dem „Jungen von Aveyron“ an, und versuchte ihn zu zivilisieren und sprechen beizubringen. Seine Erfolge waren bei Victor, wie sie den Jungen später nannten, sehr beschränkt.
Das autentische Buch ist ein ergreifendes Portrait eines „Wolfskindes“. Beim Lesen des Buches kam mir öfters die Frage, warum ließen sie den Jungen (nach einer gewissen Zeit) nicht einfach in Ruhe. Da nie ganz geklärt werden konnte, ob Victor die entsprechenden Voraussetzungen mitbrachte, um die von ihm geforderten Aufgaben zu erfüllen, bleibt die Frage spannend: Welche Auswirkungen haben biologische Grundlagen, Erziehung, Zivilisation auf den Menschen bzw. was ist eigentlich Zivilisation?