Im Mittelpunkt dieses epischen Romans steht Feliu Delargo, der 1892 in einem katalanischen Dorf geboren wird. Nach dem Tod seines Vaters erbt er, noch Kind, von seinem Vater einen Cellobogen, ohne zunächst zu wissen, um was es sich bei diesem Gegenstand überhaupt handelt. Zuerst erhält er beim Dorlehrer Geigenunterricht, denn seine Musikalität wird schnell erkannt. Bei einem Konzert, das der berühmte Pianist Al – Cerraz zusammen mit seinem Trio in seinem Heimatdorf gibt, sieht er zum ersten Mal ein Cello. Sein Lehrer hatte ihn vorbereitet, nach dem Konzert von Al – Cerraz zu spielen, in der Hoffnung, der Pianist würde das Talent des Kindes erkennen. Feliu jedoch steht noch so unter dem Eindruck des Konzertes, dass er auf seiner Geige spielt wie auf einem Cello. Dafür erntet er zwar den Spott des Pianisten, aber er erhält auch eine Empfehlung für einen Lehrer in Barcelona, der er jedoch erst mit 14 Jahren zusammen mit seiner Mutter folgen kann. Er erhält dort Unterricht bei einem einst berühmten Cellisten.
Mit 17 Jahren wechselt er an den spanischen Hof, um dort beim Hofkomponisten Einzelunterricht zu erhalten. Dort begegnet er dem Pianisten wieder und von da an sind die Wege der beiden Musiker in Freundschaft und Rivalität miteinander verbunden. Feliu wird Mitglied im Trio von Al – Cerraz und reist mit ihm monatelang durch Spanien, beide Männer lieben die selbe Frau, die geheimnisvolle Geigerin Aviva. Eine Liebe, die tragisch enden wird.
Von 1892 – 1940 spannt die Autorin den Bogen ihres Romans. Es ist ein Roman, in dem die Musik im Mittelpunkt steht, aber auch die Geschichte Spaniens. Vieles in der Figur erinnert an Pablo Casals, den berühmten Cellisten, für den ebenso wie für Feliu im Roman die Cellosuiten Johann Sebastian Bachs von zentraler Bedeutung waren. Und der zu Beginn des spanischen Bürgerkriegs ebenso eindeutig politisch Stellung bezog und deshalb Spanien verlassen musste wie der Romanheld. Das ist kein Wunder, denn, wie Andromeda Romano – Lax im Nachwort des Romans schreibt, eigentlich wollte sie, die Sachbuchautorin, ursprünglich ein Buch über Casals schreiben.
Für dieses Buch sollten Sie sich Zeit nehmen, um sich richtig auf die 640 Seiten einlassen zu können. Es ist eine spannende Lektüre für alle MusikliebhaberInnen und für LeserInnen, die sich für die neuere spanische Geschichte interessieren. Und vielleicht geht es Ihnen dann so wie mir: Sie möchten eigentlich gleich etwas von den Cellosuiten Bachs, das Cellokonzert von Edward Elgar oder andere Musikstücke, die in diesem Buch erwähnt werden anhören!