Eine Frau, die seit Wochen auf der Intensivstation des Krankenhauses von Turku im Wachkoma liegt, wird ermordet. An der Leiche wird etwas seltsames gefunden: Tränenflüssigkeit. Das ist jedoch nicht das einzig Merkwürdige: Niemand weiß, wer die junge Frau ist, auch Aufrufe in der Presse und im Fernsehen ergeben keine Hinweise.
Da passieren weitere Morde in anderen Städten Finnlands, die alle eine Gemeinsamkeit haben: Der Täter ermordet seine Opfer an öffentlichen Plätzen, jedoch kann kein einziger Zeuge eine exakte Personenbeschreibung abgeben. Es dauert eine ganze Weile bis Kimmo Joentaa und seine Kollegen merken, dass die Fälle alle etwas miteinander zu tun haben und das das Motiv offensichtlich in einem Ereignis zu suchen ist, das sich im Sommer 1985 zugetragen haben muss.
Und Kimmo hat noch ein weiteres Problem, das er lösen will: Larissa, seine Freundin, über die er viel zu wenig weiß – nicht einmal ihren richtigen Namen – ist spurlos verschwunden, ohne ihm eine Nachricht zu hinterlassen. Ob sie wiederkommen wird, weiß Kimmo nicht, denn sie hat ihm ihren Hausschlüssel zurückgelassen. Und doch ist es Larissa, die Kimmo den entscheidendenden Hinweis gibt, was hinter den Morden stecken könnte.
Auch dieser Krimi von Jan Costin Wagner hat mich, wie „Im Winter der Löwen“ sofort gefesselt. Als Leserin wusste ich auch dieses Mal mehr als die Ermittler, denn ich bekam in Zwischenabschnitten 2 Tagebücher zu lesen – eines aus dem Jahr 1985 und eines aus dem Jahr 2010, das des Mörders. Und während die Ermittler im Dunkeln tappen und mühsam ein um das andere Puzzleteil zu einem Ganzen zusammenfügen, bekam ich zwar langsam eine Vorstellung, was in diesem Sommer 1985 passiert sein könnte und wer die geheimnisvolle Tote sein muss, aber dennoch war ich am Ende überrascht, wer die Morde begangen hatte. Die Geschichte der Suche Kimmos nach Larissa ist geschickt in die Handlung eingeflochten und auch wenn diese Art der Beziehung einem vielleicht fremd sein mag – sie passt absolut zu den Figuren und zu der Stimmung des Romans.
Ein anspruchsvoller, gut komponierter Krimi, der es nicht nötig hat, seine Spannung aus blutigen Szenen oder rasanten Verfolgungsjagden zu beziehen. Die Spannung resultiert vielmehr aus den geschickt zusammengesetzten verschiedenen Szenen und dem Wissensvorsprung den man als Leserin hat. So hat mich dieser Kriminalroman restlos überzeugt!
Zu diesem Buch gibt es eine ausführliche Rezension von Susanne Martin in der Krimikiste. Sie können sie hier anhören
Eine Lesung des Autors aus seinem Buch können Sie hier anschauen