Eine ganz normale amerikanische Familie wird durch das Verschwinden der älteren Tochter plötzlich aus ihrem Alltag gerissen. Die 18jährige Kim fährt eines Tages zur Arbeit, kommt dort aber nie an. Sie verschwindet spurlos.
Der Roman will kein Kriminalroman sein, ist aber mindestens genauso spannend. Der Autor schildert sehr realistisch, wie die Familie und die Freunde von Kim mit der Situation umgehen.
Kims Mutter beispielsweise verfällt in eine Art blinden Aktionismus. Sie organisiert Suchaktionen, arbeitet mit dem Medien zusammen, macht das Geschehen so öffentlich wie möglich und hofft auf Hinweise aus der Bevölkerung. Aber alle Bemühungen und Suchaktionen bleiben erfolglos und je mehr Zeit vergeht, desto mehr wird dieser Vermisstenfall auch im Leben von Kims Familie zu einer Art Alltagsroutine.
Mir hat der Roman so gut gefallen, weil Stewart O’ Nan von Anfang an eine sehr intensive Spannung aufbaut. Das Verschwinden von Kim geht einfach unter die Haut, weil man sich sehr gut in die Situation der Familie hineinfühlen kann. Die Verzweiflung und die langsam schwindende Hoffnung der Angehörigen können wohl die meisten nachvollziehen. Man bangt und hofft mit der Familie mit und fragt sich beim Lesen irgendwann auch, wie man sich selbst in solch einer Situation verhalten würde. Auch die relativ nüchterne Erzählweise trägt dazu bei, dass ich die Geschichte als noch intensiver und realistischer empfunden habe. Wenn man diesen Roman zu Ende gelesen hat, dann ist man betroffen. Und bleibt es auch noch eine ganze Weile.