Marion Brasch hat für ihr Buch die Form des Romans gewählt und keine Biographie geschrieben. So kann sie subjektiv erzählen von ihrer Kindheit und Jugend als jüngstes Kind eines politischen Funktionärs in der ehemaligen DDR, die 3 ältere Brüder hatte: Thomas und Peter, beide Schriftsteller und Klaus, Schauspieler.
Der Vater, als Jude nach England emigriert, kehrt nach dem Krieg als überzeugter Kommunist zurück, um sich für ein besseres Deutschland zu engagieren. Aber als Immigrant steht er politisch immer in der zweiten Reihe. Die drei Söhne rebellieren gegen den Vater, der älteste kommt gar ins Gefängnis, was den politischen Absturz des Vaters zur Folge hat. Er reist in den 70er Jahren aus in den Westen.
Nur Marion begehrt nicht auf gegen den dominanten Vater, aus Liebe zu ihm tritt sie sogar in die SED ein.
Alle Brüder sterben früh an den Folgen von Aklohol und Drogen, alle kämpfen um die Liebe des Vaters, aber so richtig aussöhnen können sie sich nicht. Peter fühlt sich dem großen Bruder Thomas als Schriftsteller stets unterlegen.
Marion hingegen kämpft nicht gegen den Vater, sie nimmt die kleineren und größeren Privilegien, die ihr der Vater aufgrund seiner Stellung immer wieder verschafft an – mal mehr, mal weniger bereitwillig.
Dieser Roman hat mich nicht losgelassen, obwohl er eine tragische Familiengeschichte auf eigenartig distanzierte Weise erzählt. So fallen im ganzen Buch kein einziges Mal die Namen der Brüder oder der Eltern. Gleichzeitig erfährt man viel über ein ganz normales Leben in der ehemaligen DDR, aber auch das erzählt Marion Brasch eher distanziert. Und das, was einen eigentlich emotional sehr berühren könnte, der Tod des mittleren Bruders, die heftigen Auseinandersetzungen der Söhne mit dem Vater – all das blieb mir, wie auch die Protagonisten des Romans, merkwürdig fern.
Fazit: Ein lesenswertes Buch, bis zuletzt spannend, das mich beschäftigt hat und dennoch etwas ratlos zurückließ.
Ein kurzes Video mit Marion Brasch, das eine schöne Ergänzung zum Buch darstellt, können Sie hier anschauen