Gastrezension: „Durch die Hölle und zurück“ von Joe Bazell
Bazells Fortsetzung seines viel beachteten Buches „Schneller als der Tod!“ führt den ehemaligen Auftragskiller Peter/Pietro alias Lionel Azimuth vom Kreuzfahrtschiff in das Outback von Minnesota. Ein Milliardär beauftragt ihn, die gut aussehende Paläontologin Violet Hurst bei Recherchen merkwürdiger Ereignisse zu beschützen. Ist das Tod bringende Monster vom White Lake wirklich ein prähistorisches Überbleibsel oder nur ein clever aufgemachter Touristen-Schwindel? Gemeinsam machen sie sich auf den Weg durch Todesfälle, Bars und Drogenküchen, begegnen merkwürdigen Typen und sogar einer realen Politikerin.
Eine gute Fortsetzung? Der Verlag bezeichnet Bazells Buch als Roman, nicht als Thriller oder Krimi, gestaltet das Cover dann aber doch thrillermäßig blutig. Inhaltlich passt aber „Roman“: Bazells Schreibstil, lange Ausflüge in gesellschaftlich relevante Themen, Unmengen an Fußnoten und der umfangreiche Anhang hemmen den Lesefluß und den Aufbau von Spannung. Mir kam es so vor, dass „Handlung“ beim Schreiben dennoch nicht im Vordergrund stand (kommt daher die öfter gelesene Parallele zu Tarantino?). Vielmehr „Botschaft“ im Rundumschlag: Bazell thematisiert die zunehmende Umweltverschmutzung und Erderwärmung, prangert die Ausbeutung der Menschen durch skrupellose Konzerne an, verteufelt populistische Politiker, religiösen Fundamentalismus und das dumme Volk. Ich hoffe, ich habe nichts vergessen…
Vielleicht war Bazell der Meinung, solche Botschaften kämen als Roman verpackt besser bei der breiten Masse der Leser an und würde eher gehört. Zweifelt er am geistigen Fassungsvermögen? Warum dann dieser komplexe Aufbau? Möchte er missionieren? Warum dann die blutigen Anklänge bei Cover und zu Tarantino? Ich empfand es als störend, zwischen häppchenweise aufbereiteten Botschaften und einer mäßig spannenden Handlung pendeln zu müssen, mal ganz abgesehen von den Fußnoten, von denen einige erratischer nicht sein könnten. Besser, der Autor hätte sich klar entschieden – entweder schreibe ich ein Buch zu einem, vielleicht zwei brennenden Themen, verpacke diese interessant und betone damit die Brisanz meiner Themen. Oder ich schreibe eben einen Thriller und nichts anderes.
Ob die Leser des ersten Buches begeistert oder enttäuscht sein werden, wird man sehen. Für mich bleibt nur noch eine Frage: Warum mussten gleich zwei deutsche Übersetzer einmal durch die Hölle und zurück?
Thomas Wolter
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