Wieder einmal hat Merle Kröger einen aktuellen Stoff mit großer Kunstfertigkeit in ihrem neuen Kriminalroman verarbeitet. In einem Kaleidoskop von Stimmen breitet sie die Ereignisse  von zweieinhalb Tagen auf dem Mittelmeer vor uns aus.

Die Akteure sind zum einen Besatzungsmitglieder und Passagiere auf dem Kreuzfahrtschiff Spirit of Europe sowie  Olek Lewtschenko, der  ukrainische  Schiffsingenieur der Siobhan, einem Containerschiff aus Dublin, außerdem 11 Männer, die in einem Schlauchboot die Überfahrt von Algerien nach Spanien wagen, und als vierte Partei  Diego Martinez, der  bei der spanischen Küstenwache arbeitet.

In der Nacht kommt es zum Zusammentreffen aller. Der Luxusliner kreuzt die Fahrt der Siobhan und stößt dann auf das manövrierunfähige Schlauchboot. Wie das Seerecht es vorschreibt, stoppen sie ihre Fahrt und benachrichtigen die Küstenwache.

Wir erleben das Geschehen aus der Perspektive der jeweiligen Akteure. Die Erzählweise gleicht einem Actionfilm mit rasanten Schnitten, und  so entsteht Episode für Episode ein  Gesamtbild dieser Nacht, das aber über die äußeren Ereignisse weit hinausreicht und alle Beteiligten mit ihrer eigenen Geschichte lebendig werden lässt.

Für mich ist es der beste Roman, den Merle Kröger je geschrieben hat.

Eine Gastrezension von Barbara Scholz