Mitgliederfest im Stuttgarter Schriftstellerhaus
Eine schwierige Zeit liegt hinter dem Schriftstellerhaus: Nach dem Ausscheiden von Geschäftsführerin Astrid Braun im Herbst 2023 in den wohlverdienten Ruhestand, gab es einen zweimaligen Wechsel in der Nachfolge, bevor im Herbst 2024 mit Rainer Koch zunächst eine administrative Leitung gefunden war und im Sommer 2025 Viola Völlm die Programmarbeit übernommen hat. Ein Grund für das Duo, das gemeinsam mit den Mitgliedern zu feiern. Ich habe mich gefreut, dass ich ebenfalls eingeladen war.
Gefeiert wurde im Häusle und natürlich wurde nicht nur gefeiert, sondern auch gelesen! Zunächst begrüßte Viola Völlm die zahlreich erschienen Gäste und skizzierte ihre Vision der zukünftigen Ausrichtung des Hauses: Im Mittelpunkt soll vor allem das Schreiben stehen – nicht nur für ältere Schreibende, sondern auch für junge, angehende Autor:innen. Das Haus will ein geschützter Raum sein, in dem konkrete Textarbeit und der Austausch über geschriebenes möglich ist, gleichzeitig soll diese Arbeit bei Lesungen und Veranstaltungen aber auch in die Stadtgesellschaft hinausstrahlen.
Und da lag es nahe, dass im Anschluss an die mit viel Herzblut vorgetragenen Worte von Viola Völlm gleich vier Autor:innen aus den Schreibwerkstätten des Hauses, der AG Wortreich und der Schreibwerkstatt von Theres Essmann mit kurzen Geschichten zu Wort kamen. Die Lesenden nahmen das Publikum mit in den Schminkraum einer Talkshow, in der ein wirklich sehr spezieller Gast geschminkt werden sollte, auf eine Bahnfahrt, in der ein Konflikt zu eskalieren drohte und sich dann doch am Ende deutlich relativierte, den Prolog und das erste Kapitel eines Romans um Mutterschaft und Familie sowie einen Vater-Tochterkonflikt, über den der Vater nie hinwegkommen wird. Das Publikum lauschte gespannt und konzentriert und spendete jeweils den verdienten Applaus.
Danach gab es bei Getränken und Butterbrezeln lebhaften Austausch zum gehörten und darüber hinaus. Auch die kurz zuvor angekommene Stipendiatin Lena Schätte stieß noch hinzu, die im vierten Quartal im Schriftstellerhaus leben und arbeite wird und deren Roman „Das Schwarz an den Händen meines Vaters“ auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis 2025 stand. Sie lernte also gleich einen lebendigen Ort des Schreibens kennen, an dem gute Texte gedeihen können – vielleicht sogar bis zur Veröffentlichung in einem Verlag.
Ein schöner, lebendiger Abend, der zeigte, dass sich das Stuttgarter Schriftstellerhaus wieder auf Kurs befindet!