Diesen Klassiker habe ich nicht gelesen, bis er auf der Leseliste des Literaturkreises im Frauenkulturzentrum Sarah stand, an dem ich seit seiner Gründung teilnehme. Zwar habe ich das schon 1963 zum ersten Mal erschienene Buch, das in den 80er Jahren, als die Frauenbuchreihen in den deutschen Verlagen ihre Hochzeit hatten neu aufgelegt worden war, oft verkauft. Aber mir geht es oft so, dass ich von Büchern, die hoch gelobt werden oder die die Bestsellerlisten anführen, eher enttäuscht bin – vielleicht, weil meine Erwartungen dann auch zu hoch sind. So war der Lesekreis mir eine willkommene Anregung, das Buch endlich zu lesen.
Der Inhalt ist sicher hinlänglich bekannt: Eine Frau fährt mit ihrer Kousine und deren Mann in deren Jagdhütte in den Bergen, um dort ein paar Tage Urlaub zu machen. Die Kusine und ihr Mann machen sich am Ankunftstag noch einmal auf ins nahegelegene Dorf, während die Erzählerin (ihren Namen erfahren wir nicht) in der Hütte bleibt. Als sie am nächsten Morgen erwacht, sind ihre Gastgeber noch nicht wieder zurück und als sie sich mit deren Jagdhund Luchs aufmacht, sie zu suchen, stößt sie an eine gläserne Wand. In einem nicht weit entfernten Anwesen sieht sie einen Mann, der Holzhacken wollte – mitten in der Bewegung erstarrt. Ihr wird klar – sie ist allein, abgeschnitten von der restlichen Welt…..
Völlig auf sich alleine gestellt, versucht die Frau, zu überleben. Es ist die Zeit, in der die Angst vor einem Atomkrieg groß war und Hugo, der Mann ihrer Kusine, hatte in der Jagdhütte einen Vorrat an Lebensmitteln und Medikamenten gelagert, um on so einen Katastrophenfall überleben zu können. Es ist aber auch klar, dass diese Vorräte endlich sind und sie ihr Überleben auch noch anders sichern muss. Als ein Glücksfall erweist sich, dass sich eine Kuh im Wald verirrt hatte, die sie mit Milch versorgt, sie beginnt, Kartoffeln an anzubauen und auf die Jagd zu gehen. Luchs ist ihr dabei ein unentbehrlicher Begleiter, ebenso ist Bella, wie sie die Kuh getauft hat, weit mehr als eine Milchlieferantin. Bis zum Schluss wissen wir Lesenden nicht mehr als die Erzählerin, aber wir erleben mit, wie sie sich anstatt aufzugeben der Situation stellt. Die Tiere (es kommen noch Katzen hinzu) und die Fürsorge für sie sind es, die ihrem Leben einen Sinn geben und sie von ihrer verzweifelten Lage ablenken.
Marlen Haushofer erzählt dies unprätentiös, in einer nur auf den ersten Blick einfachen Sprache. Ihre Protagonistin reflektiert über die aussichtslose Lage, der sie irgendwann auch etwas gutes abgewinnen kann – ist sie jetzt doch befreit von einer beklemmenden „Fülle von Pflichten und Sorgen.“ Genaue Naturbeobachtungen und Landschaftbeschreibungen in Kombination mit dieser inneren Gedankenwelt machten die Lektüre für mich sehr spannend.
Auf der Rückseite des Buches wird Elke Heidenreich zitiert, die dies als eines der zehn wichtigsten Bücher ihres Lebens bezeichnet. So weit würde ich für mich vielleicht nicht unbedingt gehen, aber es ist auf jeden Fall ein Buch, das mich beeindruckt hat und das mir im Gedächtnis bleiben wird!
Wenn Sie das Buch auch noch nicht kennen sollten und es gerne lesen möchten oder es wieder lesen möchten, dann können Sie es im Vaihinger Buchladen bestellen oder herunterladen. Der Link führt direkt zm Titel im Webshop.