Peter Grandl wurde 2023 für seinen Roman „Turmgold“ von den Stuttgarter Kriminächten mit dem Krimipreis für den besten deutschsprachigen gesellschaftspolitischen Kriminalroman ausgezeichnet, der von der Heinrich-Böll-Stiftung gestiftet wird. Dieses Jahr erschien ein neuer Thriller von ihm, der sich mit dem Thema Deep Fake auseinandersetzt. Ich bedanke mich beim DTV Verlag, der mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.

Es ist eigentlich kaum möglich, den Inhalt zusammenfassen – immerhin ist der Roman knapp 493 Seiten stark. Deshalb nur so viel: Wir schreiben das Jahr 2024. Die USA rufen die höchste Sicherheitsstufe aus, in Europa wurde eine Lufthansa Maschine angeblich von Terroristen gekapert und soll abgeschossen werden und auf der ganzen Welt nimmt die Zahl täuschend echter Fake News dramatisch zu. Videos, Anrufe und Sprachnachrichten sind so perfekt gefälscht, dass die Empfänger:innen nicht mehr wissen, ob sie tatsächlich von echten Personen stammen oder gefälscht sind. Es bilden sich Ermittlergruppen, die sich nach und nach zusammenschließen um einen Weg aus der globalen Krise zu finden….

Dieser Thriller ist nicht nur sehr spannend, sondern auch beklemmend. Konsequent spielt der Autor durch, was es heißt, wenn sich eine hochdigitalisierte Gesellschaft nicht mehr auf diese Netze verlassen kann. Bei der Lektüre wird einer bewusst, wo digitale Instrumente überall eine Rolle spielen: In der Kommunikation zu allererst – deshalb ist der Untertitel des Romans auch „Die Wahrheit stirbt zuerst“.  Und so besteht die einzige Möglichkeit für die Protagonist:innen, sich auf analoge Kommunikationswege zurückzubesinnen: Alte Telefone werden reaktiviert, ein internationales Netzwerk von Amateurfunker:innen wird zum entscheidenden Player, das gute alte Telex erlebt sein Comeback. In New York erscheint eine komplett analog produzierte New York Times als gedruckte Ausgabe – schließlich ist gerade im Medienbereich die Digitalisierung so weit fortgeschritten, dass eine Zeitung auch nach dem Durchlaufen von Lektorat und Korrektorat noch manipuliert werden kann.

Die Vielzahl von Protagonist:innen und Handlungsfäden hat Peter Grandl souverän im Griff – hier merkt man seine Erfahrung als Drehbuchautor. So bleibt der Thriller durchgängig lebendig und sehr spannend und ich behielt als Leserin auch stets den Überblick über die verschiedenen Handlungsebenen. Wie es sich für einen solchen Thriller gehört, geht es auch um die privaten Herausforderungen einiger Protagonist:innen, die für zusätzliche Spannung sorgen sollen, meiner Meinung nach aber gar nicht nötig gewesen wären. Der Schluss mag ein wenig idealistisch sein, aber ich gebe zu, noch mehr Dystopie hätte ich dann vielleicht doch nicht so gut vertragen.

Funfact: Als ich das Buch las, hatte ich 2 Tage keinen Zugriff auf meine Mails und musste ebenfalls zu einem Hilfsmittel greifen, um an sie heranzukommen, bis das Problem behoben war. Schon das machte mich nervöser als angemessen und das Szenario des Buches rückte mir dadurch unfreiwillig noch näher.

Insgesamt ein wirklich lesenswerter Thriller, der im Gedächtnis bleibt!

Wenn Sie Lust bekommen, das Buch zu lesen, können Sie es im Vaihinger Buchladen bestellen oder herunterladen. Der Link führt direkt zum Titel im Webshop.

Eine Leseprobe finden Sie hier