Im letzten Quartal des Jahres drängt sich ja schon immer alles etwas mehr, aber für mich war es auch deshalb eine intensive Zeit, weil ich zum Jahresende meine Arbeit im Stuttgarter Schriftstellerhaus beendet habe. Ich bin also nun endgültig im Ruhestand angekommen! Bevor es jedoch soweit war, hatte ich einiges zu tun,um  meine Aufgaben zu übergeben. Und nun bleibt (hoffentlich!) wieder mehr Zeit, mich um diese Seite zu kümmern. Hier nun der Rückblick auf die letzten 3 Monate des Jahres 2024. Natürlich waren es wieder einige Krimis, denn zum Jahresende war Abgabetermin meiner Wertungen im Rahmen der Juryarbeit, aber ich habe auch zwei wirklich lesenswerte Romane für mich entdeckt!

© Foto: Susanne Martin

Es ist schon Tradition, dass ich zur Buchpremiere gehe, wenn Wolfgang Schorlau einen neuen Denglerroman vorstellt, so natürlich auch im Oktober letzten Jahres. Es ist einerseits ein typischer, andererseits ein viel persönlicherer Dengler. Mit dem Thema Windenergie hat er nicht nur ein topaktuelles Thema, sondern wir tauchen auch tief in Denglers Vergangenheit ein. Absolut lesenswert!

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Holger Karsten Schmidt – der Name sagt Ihnen vielleicht nicht gleich etwas, aber wenn ich Ihnen sage, dass er unter dem Pseudonym Gil Ribeiro die Leander Lost Romane schreibt, dann wissen Sie sicher gleich Bescheid! Dieser Krimi ist nach Die Toten von Marnow der zweite Fall für sein Ermittlerduo Lona Mendt und Frank Elling. Er hat mich begeistert, weil er nicht nur sehr spannend ist, sondern auch sehr raffiniert konstruiert ist. Leseempfehlung!

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Dieser Krimi greift ein Thema auf, das wirklich relevant ist: Wohin führt uns unser hemmungsloser Konsum? Tom Hillenbrand zeigt auf, wohin es führen kann, wenn Lieferdienste die Macht über die Warenproduktion übernehmen. Rasant erzählt, teilweise mit bissigen Humor entführt uns der Autor in eine nicht näher definierte Zukunft. So ganz überzeugen konnte er mich jedoch nicht – das mag anderen aber ganz anders gehen!

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Das ist ein wirklich starkes Debüt, das inzwischen auch mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet wurde. Ich mochte es kaum glauben, dass es sich hier um ein Debüt handelt, denn es ist ein wirklich spannender, souverän konstruierter Krimi mit einer ungewöhnlichen Hauptfigur. Absolut Lesenswert!

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„Maman“ ist nach „Schnell dein Leben“ (2016) und „Eine gewöhnliche Familie“ (2018) bereits der dritte autofiktionale Roman der deutsch-französischen Autorin Sylvie Schenk. In „Maman“ nähert sie sich an ihre Mutter an und rechnet gleichzeitig mit ihr ab. Wie es Sylvie Schenk gelungen ist, von dem Leben der Mutter und gleichzeitig von der Suche nach ihren eigenen Wurzeln zu erzählen, das hat mich sehr beeindruckt. Absolute Leseempfehlung!

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Dies ist bereits der dritte Roman, den ich von Elif Shafak gelesen habe. Dieses Mal erzählt sie die tragische Liebesgeschichte eines griechisch-türkischen Liebespaares auf Zypern – eine Liebe, die nicht gelebt werden darf. In poetischer und bildreicher Sprache spannt sie einen weiten Bogen vom persönlichen Schicksal ihrer beiden Hauptfiguren bis hin zur Geschichte einer Insel, geprägt von englischer Herrschaft und den immer wieder aufbrechenden Konflikten zwischen den beiden sich unversöhnlich gegenüberstehenden Bevölkerungsgruppen. Absolut lesenswert!

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Urlaubszeit – Lesezeit! 3 Wochen im Tiroler Ferienhäusle sorgten für viel Lesezeit im September! So gibt es in dieser Zusammenfassung eine bunte Mischung aus Romanen, Krimis einem Sachbuch sowie einen Buchtipp von Barbara Scholz.

 

Ein spannender Thriller, der sich mit einem interessanten Thema beschäftigt:  Der Privatisierung der Kliniken, die alle unter einem enormen Kostendruck stehen und deshalb zu fragwürdigen Mitteln greifen und in dem die Autorin die Auswüchse von Privatierungs- und Effizienzwahn aufzeigt, unter dem Personal und Patient:innen zu leiden haben. Durch die vielen Handlungsfäden dauerte es jedoch ein wenig, bis ich „drin“ war in der Geschichte.

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Auch wenn Wien weit entfernt sein mag, kamen mir die politischen Verwicklungen ziemlich nah. Und wer die österreichische Politik ein wenig verfolgt, dem ist klar, dass das, was Petra Hartlieb erzählt, zwar erfunden sein mag, aber genau so gut wahr sein könnte. Ein unterhaltsamer Kriminalroman, spannend und mit feinem Humor erzählt.

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Nein, dieses Mal kein Känguru, sondern ein fesselnder, hochaktueller, aber auch beängstigender Thriller von Marc-Uwe Kling. Schon lange ging mir ein Thriller nicht mehr so unter die Haut!

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Ein sehr gut recherchierter, vielschichtiger Kriminalroman, der die ganze Widersprüchlichkeit der ersten Nachkriegsmonate aufzeigt und weit über einen Lokalkrimi hinausgeht. Er bleibt dabei spannend von der ersten bis zur letzten Seite!

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„Ein furioser Roman, der uns durch psychologische Tiefen, irritierendes Personal und einen vollkommen ungewöhnlichen Kriminalfall führt“ sagt Barbara Scholz über diesen Kriminalroman und legt ihn allen ans Herz, die gerne verzwickte, undurchsichtige, aber psychologisch durchstrukturierte, gut geschriebene Kriminalromane schätzen.

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Auf dieses Buch wäre ich ohne meine Mutter nie gekommen: Sie kann nicht mehr lesen und hört stattdessen sehr viele Hörbücher. Dieses wurde ihr von der Blindenhörbücherei zugeschickt. Es gefiel ihr besonders gut und sie empfahl es mir zur Lektüre, auch weil sie sich gerne mit mir darüber unterhalten und manches klären wollte. Ich bin ihr sehr dankbar für diesen Lektüretipp, dem es gelang, mir ein Stück deutsche Geschichte nahe zu bringen, das bis in unsere Zeit hineinreicht und über das ich bislang wenig wusste.

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Auf nur 124 Seiten erzählt Lize Spit von einer Freundschaft, von der Einsamkeit eines kleinen Jungen, der sich nach Nähe sehnt und von den Traumata des Krieges. Ein Buch, das schnell gelesen ist, aber viel erzählt!

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Nicht mit allen Geschichten konnte ich etwas anfangen, was mich hingegen durchgängig absolut begeistert hat, war, wie Sasa Stanisic erzählt. Eine wunderbare Sprache, die nie konventionell wird und das, was erzählt wird sehr plastisch macht.

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Die Krimis von Dror Mishani lese ich sehr gerne und als ich auf einem Auslagetisch im Vaihinger Buchladen dieses Buch liegen sah, habe ich es gleich mitgenommen. Mich interessierte, wie dieser kluge und reflektierte Autor auf die Ereignisse des 7. Oktober blickt. Und das Besondere an Tagebüchern (oder auch Briefsammlungen) ist für mich immer, dass sie direkt aus dem Moment heraus geschrieben sind und nicht erst Monate oder Jahre später, wenn die Schreibenden schon aus einer gewissen zeitlichen Distanz über Ereignisse oder Biographisches berichten. Ein Buch, das einen Einblick in die Gedankenwelt eines Autors gibt, der erkennen muss, dass sich nicht nur seine Familie, sondern auch Israel durch den 7. Oktober tiefgreifend verändert hat und der dennoch versucht, daran festzuhalten, dass es Frieden nur dann geben wird, wenn das Leid auf beiden Seiten aufhört.

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Bewegte Zeiten im Privaten, aber auch ein mehrbändiger Hörbuchzkylus sorgten dafür, dass das Lesen in den letzen Wochen nicht so viel Platz hatte. Immerhin habe ich jedoch zwei tolle Romane entdeckt, außerdem hat Barbara Scholz mehr Zeit zum Lesen gehabt und so sind wieder zwei Empfehlungen von ihr dabei.

Gehört

57 Stunden und 21 Minuten entführt uns die Bestsellerautorin Petra Durst-Benning in die Welt der Fotografie Anfang des 20. Jahrhunderts. Dabei reisen wir mit ihr nicht nur durch Deutschland, sondern auch nach Hollywood. Ein spannendes Hörvergnügen, das von Svenja Pages souverän gelesen wird.

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Gelesen

Eine Buchhandlung auf 1765 Metern Meereshöhe und ein betrunkener Berg bilden den Hintergrund dieses besonderen Romans voller feiner Beobachtungen, garniert einem Schuss Humor und Magie. Für mich war das Buch ein kluger, wunderbarer Lesegenuss!

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Ein toller Roman, der tief in die Geschichte Südtriols und die Seel der Bergbauern vordringt. Herrlicher Lesetoff für alle, die sich für Familiengeschichten interessieren, die gleichzeitig den Wandel einer Region erzählen!

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Und noch einmal Südtirol, aber auch Niederösterreich: Ein Roman, der Barabra Scholz sehr berührt und bewegt hat, denn er erzählt aus der Perspektive eines Kindes die Geschichte einer Familie, die in den 1940er Jahren von Südtirol nach Oberösterreich geht. Für sie hat das Buch „über den historischen Hintergrund hinaus etwas Allgemeingültiges, weil Heimatverlust und Trauer in unserer Zeit aktueller sind denn je.“

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Und zum Schluss ein Roman der Stuttgarter Autorin Nina Blazon, den Barbara Scholz allen Leserinnen und Lesern empfiehlt, die sich gerne in historische Romane mit Krimi- und Gruselelementen sowie psychologischen Rätseln vertiefen. Ein Pageturner, der ihr sehr gut gefallen hat.

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© Foto: Susanne Martin

© Foto: Susanne Martin

Gleich einer Symphonie in Grün
durchpulst von Licht und Duft und Glanz
ziehn Wiesen sich und Hügel hin
erfüllt von buntem Blumentanz.
Die Wege liegen lang im Wind,
und alle Birken neigen sich.
Und wenn die Gärten verlassen sind,
dann sind sie es nur für mich.
Die Bänke stehen wartend da,
die Gräser wiegen her und hin,
und manchmal scheint der Himmel nah,
und lange Vogelschwärme ziehn.
Und alles ist tief eingetaucht
in Lächeln und in Einsamkeit.
Mit Gold ist alles angehaucht,
und eine Elster schreit.

23.8.1941

Selma Merbaum (1924 – 1942), so heißt die Dichterin dieser Zeilen eigentlich, fängt, wie ich finde, die Stimmung eines Sommertages wunderbar ein. Leider fand ich in meinem Archiv kein Bild einer Elster – dabei höre und sehe ich sie täglich im Garten. Und diese letzte Zeile stört die friedliche Stimmung, das gezeichnet wird und ruft mir in Erinnerung, in welch dunkler Zeit es geschrieben wurde.

Gerade bin ich noch mit einem mehrbändigen Romanzyklus als Hörbuch beschäftigt, deshalb bleibt nicht ganz so viel Lesezeit. Trotzdem ist es dieses Mal eine bunte gelesene Buchmischung: 3 Romane, darunter zwei, zu denen es gleich zwei Meinungen gibt – die von Barbara Scholz und mir. Außerdem zwei Graphic Novels, ein Krimi und eine Gastrezension.

Claire Keegan ist eine echte Entdeckung für mich! Und auch ihr neuer, mit etwas über 50 Seiten sehr schmaler Roman ist wieder großartig – sprachlich und noch dazu in wunderbarer Gestaltung. Er hallte lange in mir nach!

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Genau das richtige Buch für Sommertage im Freibad! Aber auch wenn es draußen regnet, kann man es gut lesen und sich auf den nächsten Freibadbesuch freuen. Arno Frank verbindet die Schicksale seiner Figuren auf ganz feine, empathische Art und mit leisem Humor. Ein wunderbarer Lesegenuß!

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„Ein zutiefst berührender Roman, der von einem Menschen erzählt, vor dem einmal eine strahlende Zukunft lag, den aber unglückliche Umstände, die Missgunst seiner Mitmenschen und Verleumdungen ins Unglück stießen“ sagt Barbara Scholz, die das Buch in einem Zug durchgelesen hat. Und auch mir gefiel es wegen seines feinen Humors und der spannenden Erzählweise so gut, dass ich es in zwei Abenden durchgelesen hatte.

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Ein Kriminalroman, der kurz nach der Wende spielt – das interessierte mich nicht nur für meine Juryarbeit bei den Stuttgarter Kriminächten! Nachdem die Wende nun über 30 Jahre zurückliegt, kann mit entsprechender Distanz ganz anders, auch kritisch, über diese Zeit geschrieben werden. So auch in diesem wirklich spannenden und gut erzählten Krimi.

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© Cover: Avant Verlag, Bearb: Susanne Martin

Zwei Graphic Novels, die der Verlag als „Comic-Essays“ bezeichnet. Das trifft es gut! Die argentinische Autorin, die mehere Jahre in Deutschland lebte, verarbeitet in ihnen ihre ungewöhnliche Familiengeschichte und ihr Leben in Deutschland und Argentinien. Mir haben die Bücher wegen ihrer assoziativen Erzählweise sehr gut gefallen. Die kräftigen schwarzweißen Tuschezeichnungen bilden mit dem kurzen, knappen Text eine wunderbare Einheit, sie kommen teilweise auch ganz ohne Worte aus und geben so manchen, oft schmerzlichen Erinnerungen eine ganz besondere emotionale Tiefe.

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Urlaubszeit – Lesezeit! Dass meine Frau allerdings ein Buch von Größe und Gewicht eines Ziegelsteins innerhalb von nur 4 Tagen geradzu frisst – das hat Seltenheitswert. Und dass sie ihrer Begeisterung ausführlich schriftlich Ausdruck verleiht erst recht. Ich freue mich, dass ich ihren ursprünglich auf LinkedIn geteilten Beitrag veröffentlichen durfte.

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© Foto: Susanne Martin

© Foto: Susanne Martin

 

„Ich habe heute ein paar Blumen NICHT gepflückt um dir – ihr Leben mitzubringen.“

Christian Morgenstern (1871 – 1914)

Wie üppig es dieses Frühjahr blühte und spießte auf den Wiesen, in den Gärten und in den Wäldern. Und ich mache es so, wie Christian Morgenstern: Ich pflücke sie nicht, sondern zeige Ihnen Bilder von der Farbenpracht!

Gelesen habe ich zwar etwas mehr, aber nicht zu allem habe ich etwas geschrieben. Und so haben 2 Krimis, ein Gedichtband und ein Roman ihren Weg in den Blog gefunden, außerdem sind auch wieder 2 Buchempfehlungen von Barbara Scholz dabei.

 

Schon das Buch „Wildnis“ von Moritz Hildt hatte mir gut gefallen. So war ich neugierig auf das Vorgängerbuch, dieses Mal ein Roman und keine Erzählungen. Und auch dieses Mal war ich sehr angetan von diesem Roman, der unaufgeregt und dennoch voller inneren Spannung davon erzählt, wie ein gutes Leben plötzlich zerstört werden kann.

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„Ich habe keine Zeit gehabt, zu endezuschreiben“ steht unter dem letzten Gedicht von Selma Meerbaum-Eisinger, die eigentlich Selma Merbaum heißt und uns einen schmalen Band berührender Lyrik hinterlassen hat, bevor sie 1942, 18jährig, in einem Zwangsarbeitslager starb. Lyrik, die sich zu entdecken lohnt.

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Dieser Krimi ist wahrhaftig nichts für schwache Nerven! Eigentlich mag ich brutale Kriminalromane nicht so gerne und brutal ist dieser Krimi durchaus. Aber er ist enorm spannend, großartig kompniert und zu recht mehrfach ausgezeichnet wurde, zuletzt mit dem Deutschen Krimipreis 2023. Und dafür nahm ich dann die Brutalität in Kauf.

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Ein neuer Fall für Lennard Lomberg, den Kunsthistoriker und Experten für Beutekunst. Die enorm komplexe und dabei spannende Handlung entführt uns dieses Mal nach Spanien und zeigt die dunklen Seiten der deutsch-spanischen Freundschaft.

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Cover: Die andere Mrs. WalkerBarbara Scholz empfiehlt diesen Roman allen, die britischen Humor und Lokalkolorit lieben, sich gerne überraschen lassen, spannende, skurrile Geschichten mögen und gerne Rätsel lösen!

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Auch wenn die Hauptperson ein Teeanager ist, empfiehlt Barabara Scholz diesen Coming of Age Roman Leser:innen aller Alterstufen. Sie fand es eine bewegende und zu Herzen gehende Lektüre.

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© Susanne Martin

Liegt das Eis so schwer und weiß
und es hindert jede Regung.
Ist der Fluß so still – ohne Bewegung,
möchte doch gern schäumen, wild und heiß.
Und es können keine Wellen rauschen,
können nicht dem Lied des Winters lauschen,
schlafen, eingekrümmt in tiefem Kummer,
einen bösen, schweren Winterschlummer.

Müde hängt die Sonne in der grauen Luft,
weiß und müde liegt der Schnee.
Alles tot und müd und ohne Duft,
und es weint ein eingeschneiter Baum vor Weh.
Zerrt der Fluß an seinen Fesseln, will kein Eis,
bäumt sich auf, verzweifelt, wild und heiß,
schäumte gerne noch verrückt ins Blau hinein,
ist noch viel zu feurig, um schon tot zu sein.

Eines Tages hört man einen Kuckuck
und die Sonne leuchtet plötzlich auf
und der Schnee verschwindet, Hauf nach Hauf,
und der Fluß, er macht den letzten Kuck,
bricht des Eises schwere, weiße Decke,
flutet strömend über sie hinaus,
sieht erfreut die noch ganz kahle Rosenhecke,
schäumt und braust und lacht die weißen Schollen aus.

Lacht und lacht und will sich gar nicht halten –
klingt und fließt und ist voll Übermut.
Scheint die Sonne doch so warm und gut,
brechen Frühlingsblumen aus in allen Bodenfalten,
und die kleinen Hecken sind schon dünn belaubt.
Schwemmt der Fluß die Ufer weg und – wäscht die Erde –
grüßt erfreut die altbekannte, weiße Herde,
die zu schaun er nicht mehr hat geglaubt.

11.2.1941

In diesem Gedicht von Selma Merbaum, wie Selma Meerbaum-Eisinger eigentlich heißt, bricht die ganze Freude über den Frühlingsanfang in der Natur heraus. Und ich finde mich darin sehr wieder, denn die letzten Wochen, bis es endlich Frühling werden will, erscheinen auch mir immer endlos. Vielleicht geht es Ihnen bei Lesen genauso?

Ja, so etwas gibt es auch bei mir: Eine Leseflaute. Im September habe ich zwei Romane gelesen, bevor wir zu einem 3-wöchigen Urlaub aufbrachen, in dem ich (natürlich!) auch las, aber meine Leseeindrücke bewusst nur kurz auf Instagram teilte – schließlich wollte ich Urlaub machen! Und dann kam der 7. Oktober, der mich schockierte, war ich doch in jungen Jahren zweimal in einem Kibbutz im Norden Israels und hatte dort auch Beschuss erlebt. Auch der plötzlich massenhaft zu Tage tretende Antisemitismus machte (und macht mich immer noch) fassungslos. Also las ich in den darauffolgenden Wochen vor allem Zeitungsartikel und Hintergrundberichte und schaute in Sachbücher über den Nahostkonflikt hinein. Denn, so sehr ich Partei für Israel ergreife, will ich das Thema doch auch differenziert betrachten. Es stand mir in diesen Wochen weder der Sinn nach Krimis noch nach Romanen und auch nicht danach, die gelesenen Sachbücher zu rezensieren.

Inzwischen habe ich jedoch wieder mehr Lust und Freude am Lesen und auch wenn noch nicht alles besprochen ist, will ich doch die Bücher, die mir gut gefallen haben, hier auflisten. Hier also das, was ich in den letzten Monaten gelesen habe:

Dieser Roman war, obwohl es Teile gab, die mich weniger ansprachen, eine bereichernde Lektüre für mich. Ich las ihn Anfang September und die Einblicke in jüdische Bräuche und das Seelenleben von Juden, die in Deutschland leben, haben mir wieder einmal bewusst gemacht, dass die Shoah eine tiefe Wunde in unser beider Geschichte bleiben wird. Ein wichtiges Buch, gerade auch im Hinblick auf die innenpolitischen Entwicklungen der letzten Zeit.

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Dieser Krimi lag lange auf meinem Lesestapel und ich habe gezögert, ihn zu lesen. Das Thema Missbrauch ist eines, das so abgründig ist, dass es schwer auszuhalten ist, sich ihm zu stellen. Aber wie Jan Costin Wagner sich diesem Thema nähert ist großartig. Mit großer Konsequenz und Einfühlsamkeit in seine beiden Hauptfiguren hat er einen Sog entwickelt, dem ich mich kaum entziehen konnte. Große Leseempfehlung!

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Auch dieser Thriller von Zoe Beck ist ein Pageturner. Vor einem düsteren Zukunftsszenario entwickelt sie eine spannende Vision, wie Erinnerungen manipuliert werden können.

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Ein toller Thriller! Angesiedelt im Kalten Krieg, aber mit dem Wissen eines Autors des 21. Jahrhunderts hat Andreas Pflüger einen hochspannenden Thriller mit vielen überraschenden Wendungen geschrieben. Ein Leckerbissen für alle, die klassische Agententhriller mit Niveau mögen.

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Und noch einmal das Thema Pädophilie. In diesem Roman jedoch steht die Mutter eines Mädchens im Mittelpunkt, deren Leben auf den Kopf gestellt wird, als ihre 12jährige Tochter verschwindet. Raffiniert konstruiert und mit teilweise schrägem Humor erzählt er von der Suche einer Mutter, die auf der Suche nach ihrer Tochter ein riskantes Spiel spielt.

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Die Krimis von Dror Mishani sind eher Psyhothriller denn Kriminalromane, so auch dieser: Neben dem Kriminalfall, den es natürlich gibt, erzählt der israelische Autor auch die Geschichte zweier Paare. Und er erzählt davon, was Gewalt an Frauen mit ihnen und ihrem Umfeld machen kann.

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Foto: Susanne Martin

Mahnmal am Stauffenbergplatz Stuttgart (Foto: Susanne Martin)

 

Die Zeit zum Handeln jedesmal verpassen
Nennt ihr: die Dinge sich entwickeln lassen.
Was hat sich denn entwickelt, sagt mir an,
Das man zur rechten Stunde nicht getan?

Emanuel Geibel (1815 – 1884), deutscher Lyriker und Dramatiker

Dieses Zitat von Emanuel Geibel passt sehr gut in diese politisch aufgewühlte Zeit. Deshalb habe ich es für diesen Monat ausgewählt, denn viele Menschen, darunter auch ich, hatten keine Lust mehr, die Zeit zum Handeln zu verpassen und gingen massenhaft auf die Strasse. Für mich ist auch das Mahnmal mit dem Satz von Ernst Bloch am Alten Schloss Motivation, Flagge zu zeigen.